Woche 6 ¦ 19.06 – 25.06.2006

Heute Morgen weckt uns nicht wie in den letzten Tagen gewohnt, die Sonne, sondern ein ganz feines Klopfen auf dem Schiff. Es regnet. Schade, denn heute stehen auch wieder über 10 Schleusen auf dem Programm. Wir starten um 08.45 Uhr bei Regen und fahren nach kurzer Wartezeit in die erste Schleuse ein.

Mit diesem Wetter soll mal einer nachkommen. Es regnet, gewittert, dann scheint die Sonne. Alles ist heute vorhanden. Wir fahren wieder an unzähligen Wiesen, Wäldern, kleinen Dörfern aber auch an einer hochmodernen Eisenbahnlinie vorbei. Auch mit den Schildern meinten es die Franzosen gut.

 

Bei einem kleinen Anlegeplatz in Commercy hat es einen Aldi. Wir fragen einen Böötler, welcher am Steg liegt, ob wir schnell zum Einkaufen an seinem Schiff (MS Saudade), einem richtigen Hausboot anbinden dürfen, damit wir schnell einkaufen können. Es ist ein Schweizer, welcher mit seiner Frau seit über 2 Jahren auf dem Schiff lebt. Gemütlich braten wir unsere soeben erworbenen Steaks auf seinem Grill und plaudern über das bereits Erlebte und über Gott und die Welt. War doch wieder ein gemütlicher Abend heute und wir konnten uns endlich wieder einmal in unserer Muttersprache unterhalten.

 

Früh aufgewacht haben wir nicht schlecht gestaunt, als wir das Wetter begutachtet haben. HERBST ? War dies etwa der Sommer 2006? Die Scheiben unseres Aussenführerstandes sind angelaufen und es hat dichten Nebel. Wir können eh nicht zu früh wegfahren, da die Schleusen ja erst um 9.00 Uhr benutzt werden können. Wir fahren um 8.00 Uhr los, da es bis zur ersten Schleuse noch ca. 5 Kilometer sind. Die Stimmung ist herbstlich, aber genial. Wieder einmal alleine auf weiter Flur. Eine halbe Stunde früher als erwartet passieren wir die erste Schleuse und bis um 9 Uhr haben wir bereits 5 Schleusen hinter uns. Ab durch einen 867 Meter langen, diesmal aber beleuchteten Tunnel. Dann folgt eine Schleusekette von 13 Schleusen, welche automatisch die nächste Schleuse bereit stellt.

Wenn wir zu nächsten Schleuse kommen, ist das Tor schon offen und wir können nur hinein fahren. Geht wieder sehr zügig voran. Am Abend erreichen wir um 17.20 Uhr nach 65 Kilometern, 25 Schleusen und 3 beweglichen Brücken Nancy.

Der Hafenmeister gibt Astrid zu verstehen, dass die Duschen ab 19.00 Uhr geschlossen sind – heute aber nicht mehr benutzt werden können, da er diese bereits gereinigt habe. Wir duschen auf unserer Badeplattform und freuen uns, auf unser Nachtessen in einem gemütlichen Lokal hier im Städtchen. Auch wenn wir bereits müde sind, so geniessen wir den Stadtbummel sehr. Ist doch noch einiges los und die Stimmung reisst uns doch so richtig mit.

Heute wieder mal früh raus. Wollten wir doch soweit wie möglich, mindestens bis nach Moussey. Eigentlich gibt es gar nicht viel neues zu erzählen. Unserer Sydney läuft und läuft und läuft ……. Bis zu Schleuse Nr. 15 – diese ist defekt. Ein Aufgebot von 15 Mann inkl. Taucher stehen irgendwie verloren um die Schleuse und wissen (noch) nicht recht, was sie tun sollen. Wir müssen über eine Stunde warten und dann werden wir per Handbetrieb als zweite Schleusung zu Tal gelassen. Unsere Studentinnen hatten diese aber in der halben Zeit geschafft. Egal, wir sind froh, dass wir mit nur einem kleinen Unterbruch unsere Fahrt fortsetzen können.

In Moussey angekommen sehen wir, dass es keine freien Plätze mehr im „Hafen“ hat und dieser auch nicht mit Strom und Wasser ausgerüstet ist. Wir beschliessen spontan weiter zufahren, bis die Schleusen nicht mehr laufen. Dies war wie befürchtet um 19.00 Uhr. Wir legen also im Walde an das Ufer an und geniessen einen Abend in wirklich unberührter Natur. Uebrigens hat Astrid heute ihre ersten Schleusen am Steuer der Sydney mit Bravur bestanden. Ich spielte in dieser Zeit, hoffentlich ebenso gut, den Matrosen.

 

 

Arzviller, darauf haben wir uns schon bei unserer Wegfahrt vor rund 6 Wochen gefreut, steht heute auf dem Programm. Obwohl es ganz fein regnet und doch recht kühl ist, freuen wir uns auf die Fahrt. Wir schleusen schnell dreimal und haben dann (endlich) wieder einmal eine Strecke von 30 Kilometern ohne Schleusen vor uns. Wieder einmal richtige Ferien :-). Wir fahren durch 2 lange Tunnels von 475 Meter und sage und schreibe 2’306 Metern. Eine echte Herausforderung für jeden Böötler. Dann ging’s auf Schiffshebewerk Arzviller. Die Sydney in einer Wanne den Berg hinunter. Diese ehemalige Schleusentreppe

 

 

 

 

 

 

 

mit 17 Schleusen (eine Tagesetappe) wurde durch diesen Stahltrog mit einer Höhenüberwindung von rund 45 Metern ersetzt. Wir brauchten für diesen Vorgang gerade mal knapp 20 Minuten. War ein wunderbares Erlebnis. Ist doch echt toll, was unseren Ingenieuren so alles einfällt. Wir fuhren noch bis nach Saverne und genossen einen gemütlichen Spaziergang durch das alte Städtchen. Uebrigens haben wir heute den ganzen Tag speditiv mit einem Deutschen Böötler geschleust, welcher seit 3 Wochen alleine unterwegs ist – sein Alter – 82 Jahre. Da sieht man wieder, wie gesund unser Hobby doch ist.

Trotz Warnungen unseres Nachbarn in Bezug auf einen orkanartigen Wind (unser Boot war nicht nur angebunden – es war regelrecht gefangen) haben wir sehr gut geschlafen. Der Wind ist ausgeblieben. 🙂 Um 9.00 Uhr sind wir weggefahren. Wir wollten heute anfangs Strasbourg in einen kleinen Hafen. Die Fahrt war sehr mühsam und langweilig. Mit vier Männern in einem kleinen Mietboot schleusten wir rund 15 Schleusen. Alle vier zusammen hatten die grösste Mühe, das Boot jeweils anzubinden. Vielleicht hätte es einer alleine probieren sollen oder sie hätten den 82-jährigen von gestern fragen sollen. Als ich dem heute morgen zurief: „Los geht’s“ meinte er nur, dass er noch einen Tag in Saverne bleibe. Schade, wäre sicherlich besser gelaufen. Vor jeder Schleuse mussten wir zudem warten, da heute doch einige Boote unterwegs waren. Wir sind froh, nicht in der Hochsaison unterwegs zu sein.

Endlich bei dem kleinen Hafen angekommen – kein Platz – es hat ja auch nur etwa 5 Plätze. Wir entscheiden uns, noch zwei Schleusen und 15 Kilometer anzuhängen und nach Kehl zu fahren. Zwei Stunden später fahren wir wieder auf dem Rhein und in den Hafen Kehl ein. Ein kleiner Jachthafen mit einem genialen Clubrestaurant. Besonders die ausgiebigen Salate sind zu empfehlen. Wir sind der Meinung, dass wir dieses Weekend uns dreien, Astrid, Sydney und mir frei geben und so richtig faulenzen werden. Wir fahren erst am Montag weiter.

Endlich wieder einmal ausgeschlafen. Wir haben ja Ferien und unsere „Flucht“ hat ein Ende. Alle angetroffenen Leute machten uns Angst, dass wir unseren Terminplan kaum einhalten können, da es jederzeit möglich sei, dass Schleusen ausfallen oder mit immensen Wartezeiten gerechnet werden muss. Wir aber haben’s vor Termin geschafft.

Wir sind nach dem Morgenessen mit unseren Fahrrädern ins Städtchen Kehl gefahren zum Einkaufen. Unser Kühlschrank ist, resp. war leer und auch unser Getränkevorrat musste wieder aufgefüllt werden. Danach sind wir hinüber nach Frankreich, genauer nach Petite France in Strasbourg gefahren. Ist doch jedesmal ein wirklich toller Anblick. Heute bei ausgesprochenem Sommerwetter erst recht.

Uebrigens wurden heute morgen im Hafen Modeaufnahmen gemacht von zwei tollen Models in Badekleidern. Astrid hatte doch einige Mühe mich nach Strasbourg mitzunehmen. 🙂 Egal, bin ja (fast) zu diesem Alter raus.

 

 

 

 

 

 

 

Wir haben den Faulenzertag in vollen Zügen genossen und am Nachmittag, als es doch draussen fast zu warum wurde, habe ich mich wieder mal ausführlich der Sydney gewidmet. Motor- und andere Kontrollen war nach der Schleuserei angesagt.

Heute Sonntag scheint ja wieder ein Hochsommertag zu werden. Sind doch Temperaturen bis 35 Grad angesagt. Endlich können wir wieder Radio hören, bei welchem wir auch die Ansagen richtig verstehen und nicht mehr oder weniger gut erraten müssen, was auf uns zukommt. Wir haben eine kleine Velotour durch Kehl geplant und wollen noch schnell Benzin für unser Schlauchboot kaufen. Kehl entpuppt sich als geniales Städtchen mit riesigen Grünflächen, welche von einem Aussichtsturm wunderbar überschaubar sind. (Die Fotos von oben stammen von Astrid. Ich habe dafür im Restaurant auf die Velos aufgepasst.) Am Nachmittag sind wir mit unserem Schlauchboot in den Rhein hinausgefahren und konnten sogar wunderbar baden. Hat uhhhhhhh gut getan.

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