Woche 4 ¦ 05.06 – 11.06.2006

Unsere Nachbarn im Hafen, welche uns doch eher etwas dubios vorgekommen sind, haben sich doch noch als sehr nette Leute entpuppt. Zuerst haben wir gemeint, diese wohnen auf dem Schiff, da sie neben den Hunden auch einen Hasen dabei hatten. Aber die morgendliche Diskussion über den Zaun hat gezeigt, dass es sich um pensionierte Grossgrundbesitzer mit eigenem grossen Hafen handelt. So kann man sich täuschen.

Heute Montag haben wir einen Faulenzertag eingelegt. Wir wollten wiedereinmal das Schiff reinigen. Musste doch endlich das Salzwasser von den Scheiben runter und auch eine Handwäsche war wieder mal nötig. Wir nutzen die Zeit für gemütliche Spaziergänge durch die Stadt und das Schloss. Da heute Pfingstmontag ist, haben doch die meisten Läden geschlossen, so dass wir unseren Einkauf auf einen anderen Tag verschieben müssen. Heute erhalten wir wieder einmal Komplimente, dass wir von der Schweiz aus mit dem Boot bis nach Holland gefahren sind. Macht uns doch gerade etwas stolz.

Nach dem Frühstück haben wir uns noch schnell in den nahegelegenen Discount begeben, um unsere Vorräte wieder aufzufüllen. Leider war nicht alles vorrätig, sodass wir nur das Nötigste gekauft haben. Anschliessend haben wir unser Schiff für die niedrigen Brücken der Vecht gerüstet. Der Mast und das Sommerverdeck – heute ist der Sommer wirklich gekommen – haben wir flachgelegt. So können wir einige Brücken passieren, ohne das diese gehoben werden müssen.

 

 

Anschliessend haben wir durch die Schleuse Muiden verlassen und sind entlang der Vecht mit 9 km/h resp. am Schluss nur noch mit 6 km/h an unzähligen Hausbooten, Luxusvillen oder aber einfach unberührter Natur vorbeigefahren. Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, sodass wir heute erstmals im T-Shirt fahren konnten. Bei den einzelnen bedienten Brücken wurde der Brückenzoll auf ganz holländisch – mit dem Holzschuh – eingezogen.

 

 

Bereits um ca. 13.30 Uhr bezogen wir unser Nachtquartier im Hafen Mijnden an der Loosdrechtse Plassen, einem genialen Natursee. Mit dem Schlauchboot sind wir in die weiter entfernten Seeteile gefahren und haben dieses Wetter so richtig genossen.

Früh aufgestanden haben wir nach dem Frühstück die Fenster des Aussensteuerstandes abgebaut. Haben wir doch gelesen, dass in Utrecht, unserem heutigen Tagesziel, einige feste Brücken vorhanden sind, welche eine Maximalhöhe von 3.25 Metern erlauben. Wieder vorbei an unzähligen tollen Häusern schlendern wir mit rund 6 km/h (erlaubt wären deren 4,5) im Standgas durch die Vecht in Richtung Utrecht. Es ist eine absolute Traumroute und wir können diese nur weiter empfehlen.

Kurz vor Utrecht geht rechts eine letzte Schleuse in den Amsterdam – Rijnkanaal Kanal. Unser „Vorfahrer“, welcher uns seit der letzten Brücke begleitet, baut alle Masten und Satellitenantennen ab. Astrid ruft erfreut: „Wenn der durch Utrecht kann, können wir es auch.“ Beruhigt, dass die Höhe ausreichend ist, fahren wir weiter. Ein Blick zu unserem Freund – er wählt die Route durch den erwähnten Kanal und verlässt die Vecht bei der Schleuse. Irgendwie ein mulmiges Gefühl – haben wir uns doch so auf diese Sicherheit verlassen. Egal wir gehen weiter. Bei der nächsten festen Brücke mit einer Durchfahrtshöhe von 4 Metern steht Astrid mit dem Meter auf dem Dach und misst die verbleibende Höhe. Das reicht ja längstens – beruhigt fahren wir in die Stadt Utrecht. Eine absolute Herausforderung für jeden „Böötler“. Heisst es doch auf die engen Kurven, Brücken, Bäume und nicht zuletzt auf die unzähligen Strassenkaffees aufzupassen, welche an dem Kanal liegen.

Abends übernachten wir in Mitten der Stadt Utrecht in einem Seitenkanal im Grünen und schlendern noch gemütlich durch die Stadt. Wir sind uns einig, dass wenn wir die Stadt umfahren hätten, ein genialer Eindruck und eine tolle Erfahrung fehlen würde. Das muss man einfach selbst erlebt haben, denn die Stimmung kann nur schlecht wieder gegeben werden.

Nach der eindrücklichen Durchfahrt durch Utrecht haben wir uns für eine kurze Route entschlossen. Wir fahren eine Strecke von rund 14 Kilometern und brauchen dafür sage und schreibe fast 4 Stunden. 9 Hebebrücken und 3 Schleusen verbunden mit den jeweiligen Wartezeiten (teilweise werden mehrere Brücken von einer Person bedient, welche die Strecke mit Fahrrad oder Moped zurücklegt) begleiten uns in den Yachtclub in Vianen. Ein kleiner See, eher eine Bucht an der Lek.

Wir geniessen einen richtigen Sommertag und freuen uns über jeden Frachter, welcher vorbei fährt. Und dies sind doch einige. Es kommt uns vor, wie wir am Rhein wären. Oder ist das sogar der Rhein? Natürlich kann Astrid auf ein wirklich gelungenes Sonnenuntergangsfoto nicht verzichten.

Nach kurzer Zeit auf der Lek sind wir wieder in den Merwedekanal eingefahren. Eine unglaublich schöne Wasserstrasse entlang von Pappelalleen. Diese Strecke war seinerzeit die Hauptverbindung für die Lastschiffe und wird seit Eröffnung des Amsterdam – Rijnkanaal fast nur noch von Sportbooten genutzt. Durch den Wind sahen die einzelnen „Watteknäuel“ (Samen der Pappeln) aus, als ob es schneien würde. Dies bei wieder hoch sommerlichen Temperaturen. Die Einfahrt in den Hafen Gorinchem erfolgt entweder wieder durch sehr tiefe Brücken. Da wir aber nicht schon wieder unser Sonnendach abbauen wollten, haben wir einen kleinen Umweg gemacht und sind durch die unmittelbar im Hafen endende Schleuse gefahren. Ein sehr enger, aber romantischer Hafen.

Wohin des Weges ruft uns der Hafenmeister bei unserer Wegfahrt zu. „Nach Hause“ rufen wir zurück. „Oh, soweit – viel Arbeit über Belgien und Frankreich“ seine Antwort. Wir geben bekannt, dass wir noch drei Wochen Zeit haben. „Die werdet ihr auch brauchen“ ruft er uns noch nach. Diese Aussage beschäftigt uns doch den ganzen Tag auf der Fahrt nach s’Hertogenbosch. Nach einer Fahrt mit unseren Fahrrädern durch die einmal etwas weniger gemütliche Stadt haben wir Abends unsere Wasserkarten aufgeschlagen und einen ungefähren Fahrplan erstellt. „Warum ist Ende der Ferien noch so viele Kilometer übrig?“. Haben wir zuviel Zeit herumgeplämpert oder einfach die Ferien zu sehr genossen? Egal, wir brauchen einen anderen Nachhauseweg.

Wir entschliessen uns, ansatt die Fahrt durch die Zuid-Willemsvaart fortzusetzen (Max. Geschwindigkeit 5 km/h) uns auf der Maas in Richtung Belgien, resp. Frankreich zu bewegen. Die Maas präsentiert sich heute Sonntag als ausserordentlicher Wassersportplatz für die Einheimischen. Wir begegnen den ganzen Tag immer wieder Wassertöffs, Wasserskifahrer, Wakeboarder, Seglern und sonstigen Wasserbegeisterten. Ein echt toller Tag geht nun dem Ende entgegen. Auch passieren wir wieder Schleusen, welche als Schleusen bezeichnet werden können. Astrid erklimmt jedes Hindernis, um uns beim Schleusenwärter anzumelden.

Wir sitzen im Moment auf unserer Terrasse im Yachthafen Mooker Plas und lassen die vergangenen vier Wochen nochmals passieren. Einfach genial.

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