Woche 3 ¦ 29.05. – 04.06.2006

Um unsere weitere Route planen zu können, benötigten wir noch zusätzliches Kartenmaterial. Als ideale Kaufstelle für Seekarten wurde uns von allen, die wir gefragt haben (Hafenmeister und Seepolizei), nur L.J. Harri empfohlen. Nicht ganz einfach zu finden, aber ein genialer Laden, welcher eigentlich mehr einem Museum gleicht und im oberen Stockwerk eines Turmes liegt. Der Eingang führt durch eine ebenfalls antike Kaffeebar und befindet sich nur gerade 5 Fussminuten vom Hauptbahnhof.

 

 

Heute Montag ist der Bruder von Astrid, Florian bei uns eingetroffen. Er wird uns eine Woche hier in Holland begleiten. Kurzerhand haben wir ihn in Amsterdam als Reiseführer engagiert. Ob dies wohl gut geht? Jedenfalls haben wir einiges von Amsterdam per Velo, U-Bahn, Grachtenfahrt oder zu Fuss gesehen. 2 Tage sind wir durch die wunderschönen Grachten und Gässchen von Amsterdam gelaufen und mussten nur einmal wegen Regen eine kurze Pause machen. Der Wind weht jedoch noch immer stark und sehr kühl durch die Gassen.

Auf Grund des Wetterberichts und der Erfahrungen bei der Ueberfahrt nach Amsterdam haben wir uns auf einseitigen Wunsch entschieden, die Kanäle für die Ueberfahrt von Amsterdam nach Marken zu benützen. Ein paar hundert Meter neben der Hafenausfahrt führt eine Schleuse in die Kanäle, welche noch 1.50 Meter tieferliegen als Amsterdam. Hier zeigt das GPS -9.20 Meter gegenüber Meeresspiegel.

Wir können sofort schleusen und fahren bei leichtem Regen und dem obligaten Wind in die Kanäle hinein. Eigentlich wunderschön, wenn das Wasser nicht dunkelbraun sondern eben wasserfarbig wäre. Nach rund einer halben Stunde Fahrtzeit kreuzen wir einige gemietete Kanalboote und kurz darauf verlassen wir den Kanal in den Norden und fahren in einen Kanal, welcher noch kleiner ist und gemäss Unterlagen über 1.30 Meter Wassertiefe hat, respektive haben sollte.

Dieser Kanal ist definitiv zu klein für unsere Sydney. Nach zweimaligem, leichtem Grundkontakt entschliessen wir uns umzukehren. Der Weg übers Meer scheint uns allen doch der Bessere zu sein.

Nach fast 2 Stunden fahren wir wieder durch die Schleuse bei unserem Ausgangshafen, mitten durch Amsterdam in Richtung Meer. Der Wind scheint immer stärker zu werden und die Wellen wirken auch nicht gerade einladend. Egal, zurück gibt es für uns nicht. Wir fahren nach GPS und Seekarte den leider nur spärlich vorhandenen Markierungen entlang nach Marken, ein wirklich kleines aber niedliches Fischerdorf. Der Sturm gefällt wie gewohnt nicht allen Crew Mitgliedern. Kurzfristig sogar nur noch dem Kapitän 🙂 .

„Die Küche schliesst um sieben“, empfängt mich der Wirt, als ich einen Tisch für uns reservieren will. Der Hafen hat etwa acht Bootsplätze mit Strom und Wasser und eine grosse Mole, an der die restlichen Boote, also auch wir, das Schiff festmachen können. Ohne Strom „geniessen“ wir die Nacht und lassen uns durch das dauernde Pfeifen des Windes und das Schlagen des Schiffes nur wenig aus der Fassung bringen. Wir sind uns einig: schönes Dorf bei schönem Wetter, gute Küche, aber einmal übernachten reicht.

Auf Grund der unruhigen Nacht sind wir früh aufgewacht und haben nach nur kurzem Frühstück bereits um 08.20 Uhr den Hafen verlassen. Das Meer ist noch immer sehr stürmisch und wir nehmen Kurs in Richtung Norden. Ziel der heutigen Route ist Hoorn. Wir wollen den kleinen Stadthafen, welcher sehr ruhig in Mitten der Altstadt und umgeben von vielen alten Segelschiffen liegt, anfahren. Von Weitem sind die doch markanten Kirchen und Segelschiffe ersichtlich. Auch die wunderschönen Gassen laden wirklich zum flanieren ein. Am Nachmittag verwöhnt uns diese Woche erstmals so richtig die Sonne. So geniessen wir einen tollen Ferientag.

Man glaubt’s kaum, aber es scheint die Sonne. Wir entschliessen uns, nicht hier in Hoorn zu bleiben, sondern noch nach Enkhuizen zu fahren. Das Meer zeigt sich heute von seiner besten, ja fast langweiligen Seite. Ohne jegliche Wellen und kaum Wind fahren wir diese Strecke von 24 Kilometern in 2 Stunden und freuen uns auf das viel beschriebene Tor zum Ijsselmeer: das Naviduct. Eine Brücke über die Hauptstrasse nach Enkhuizen. Schon von Weitem sehen wir den sehr modernen Tower und sind eigentlich alle enttäuscht. Wir treffen weder eine tolle Brücke noch sonst ein Bauwerk besonderer Art an. Nur eine moderne Strömungsschleuse unterbricht unsere Fahrt. Tor zu und Tor auf – wie schon mehrmals gehabt. Dafür zeigt sich die Hafeneinfahrt von seiner besten Seite. Viele alte Segler stehen hier und gegen Abend füllt sich der Haften recht gut. Wir liegen zuhinderst in einem 4er Packet und lesen im Törnführer, dass im Sommer Packete à bis zu 12 Boote keine Seltenheit sind. Wir können uns nicht vorstellen, dass dies noch Spass macht. Egal, ist ja nicht unser Problem.

Wir geniessen seit langem wieder einmal unsere Terrasse mit einem feinen Soft Ice und anschliessend die tollen Gassen des typisch holländischen Städtchens. Im Restaurant Markerwaard lassen wir den Abend bei einem ausgezeichnetem Nachtessen ausklingen.

 

 

 

Heute Samstag heisst es, obwohl unser Standplatz nur gerade 200 Meter vom Bahnhof weg ist, bereits um 05.00 Uhr aufstehen. Florian muss auf den Zug in Richtung Amsterdam. Seine Ferien sind bereits wieder vorbei. Wir hoffen, es hat ihm gefallen und danken für die gemütlichen Stunden.

Astrid und ich legen uns aber (ist ja logisch) nochmals aufs Ohr und freuen uns sehr, als uns die Sonne weckt. Bei genialem Wetter fahren wir nicht wie gewohnt der Küste nach. Wir fahren nach den auf dem GPS eingerichteten Wegpunkten übers offene Meer. Ausser einigen wirklich weit entfernten Segelschiffen ist nichts zu erkennen. Kein Land, keine Markierungen – nur das Wasser und wir.

Wir fahren nach Volendam, einem Stadtteil von Edam. Dort werden wir vom Hafenmeister (siehe Foto) empfangen und direkt eingewiesen. Wer kennt ihn nicht, den Edamerkäse. Wir aber waren da. Ein auch sehr geniales Städtchen. Wir radelten mit dem Fahrrad von Volendam ca. 3 Kilometer nach Edam und konnten in Sommerbekleidung bei einem Jahrmarkt die holländische Mentalität kennen lernen.

 

 

 

 

 

 

 

Heute haben wir unseren letzten Seetag gehabt. Wir sind bei wunderschönem, aber kühlem Wind nach Muiden in den Fluss „Vecht“ gefahren. Die Sonne hat uns den ganzen Tag so richtig verwöhnt, sodass wir bereits etwas Heimweh nach dem Ijsselmeer haben. Aber der Hafen in Muiden ist ja absolut ein Erlebnis. Erstens wird man eingewiesen und zweitens sind so viele helfende Hände bereit, wie noch gar nie erlebt. Der Hafen liegt im Mündungsgebiet der Vecht zum Ijsselmeer und ist wohl einer der modernsten Häfen (W-LAN), welchen wir bis jetzt erlebt haben.

Obwohl eigentlich Pfingstsonntag ist, wird hier überall gearbeitet. Wir konnten sogar in einem Bootszubehörladen einen neuen Wasserfilter kaufen, da der alte nicht mehr ganz dicht war. Wir werden hier einen Tag bleiben und wieder mal so richtig ausspannen.

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