Ferien 2013 – Woche 1

Dieses Jahr haben wir unsere Ferien bereits am Freitagabend begonnen. Andreas hat uns mit dem Auto und mit diversem Gepäck nach Kembs zur Sydney gefahren. Kaum waren die wichtigsten Sachen im Kühlschrank verstaut, haben wir uns zu einem feinen Essen ins Restaurant La Peniche verschoben. Nach einem gemütlichen Abend haben wir unseren Fahrer verabschiedet und sind nach einem langen Spaziergang dem Rhein entlang auch früh ins Bett gegangen. Eilt ja nicht, wir fahren morgen ja nur bis Breisach. So meinten wir wenigstens.

Am Samstag hiess es dann bereits kurz nach 9 Uhr bei noch bewölktem Wetter „Leinen los“.

Schleuse NifferWir schipperten problemlos durch die Schleuse Niffer und „rasten“ dank des noch immer vorhandenen Hochwassers mit einer Maximalgeschwindigkeit von teilweise 20 km pro Stunde den Rhein hinunter. Die Schleusen Ottmarsheim und Fessenheim konnten wir jeweils leider erst nach einer rund stündigen Wartezeit durchfahren. Durch die anstehenden Bauarbeiten bei allen Schleusen des Rheins war jeweils nur eine Schleuse in Betrieb. Und durch das vorhandene Hochwasser mussten die einzelnen Frachter jeweils auch einiges an Aufbauten ummontieren.

 

Frachter - Führerkabine Frachter - FührerkabineEin Frachter musste neben dem Absenken der Fahrerkabine sogar das Dachfenster öffnen und der Kapitän stand dann jeweils bei der Schleusenausfahrt mit dem Kopf im Freien.

 

 

 

Hotelschiff vor BreisachAb der Schleuse Vogelgrün konnten wir jeweils direkt mit einem wartenden Frachter einfahren. Hat doch Vorteile, wenn das Schiff nicht allzu gross ist. Da mich Astrid ja nur für das Wochenende begleitete und wir ein doch hektisches Programm erstellt hatten, haben wir auf Grund des tollen Wetters und guten Fortkommens entschieden, dass wir erstmals in unserer Bootskarriere Breisach  „links (auf der rechten Seite) liegen lassen“ und weiter fahren. Nach rund 115 km und Total 12 Stunden Reisezeit sind wir im Hafen Kehl eingetroffen.

Hier mussten wir trotz später Stunde testen, ob die Salatteller noch immer so gut schmecken. Und sie taten es. Wir übernahmen den Schlüssel für die Duschen (Depot EUR 50.–) und waren bleich vor Schreck, als wir die uns bekannten Duschen sahen. Schon etwas komisch ist uns vorgekommen, dass die Türe nicht verschlossen war. Mussten wir doch extra den Schlüssel erwerben. Dann im Inneren der Dusche fanden wir den Boden übersät mit Laub des letzten Herbstes. In der Duschkabine stand ein Kleiderständer mit Wäsche zum Trocknen und die Duschbrause war zwar noch vorhanden, aber der Schlauch hing einfach so herunter. Der Anschluss war gekappt und versiegelt. Etwas stinkig aber noch immer nett haben wir die Bedienung gefragt, ob das ihr Ernst sei mit der Dusche. Mit einem leichten „Grinsen“ machte sie uns auf die neue und absolut perfekte Sanitäranlage im Hafengelände aufmerksam. Dies mit sauberen und modernen Duschkabinen. Auch eine Waschmaschine und Tumbler stehen kostenlos zur Verfügung. Scheinbar waren wir wirklich zu lange nicht mehr hier.

La Petite France Am Sonntag sind wir dann nur gerade mal 10 Kilometer nach Souffelweyersheim geschippert. Dies bei tollstem Wetter vorbei am Europa-Parlament in Strasbourg. Von hier sind wir dann mit dem Bus (Linie 4 oder 6) in rund 10 Minuten in die City von Strasbourg gefahren. Nach dem obligaten Verzehr eines Flammkuchens hat sich dann Astrid leider schon wieder verabschiedet. Sie ist mit dem Zug nach Hause gefahren. Nach einem Apéro in „La Petite France“ mit einer ehemaligen Mitarbeiterin und deren Verwandten, habe ich einen gemütlichen Abend auf dem Schiff genossen.

Am Montag hat mich schon früh die Sonne geweckt, so dass ich den ersten Kaffee auf einer der Sitzgruppen im Hafen getrunken habe. Nach reichlichem Frühstück, musste es planmässig doch für den ganzen Tag reichen, bin ich kurz nach 8.00 Uhr losgefahren. Tagesziel war Saverne. Die ersten Schleusen gingen doch recht zügig voran.

TGV BrückenDann vorbei an der Baustelle der neuen Geleisanlage für den TGV und immer wieder durch etwas kühlende Waldstreifen. Auf den naheliegenden Feldern wurde geheut. Man hat wirklich das Gefühl, jeder Mäher, Wender und Traktor sei im Einsatz. Natürlich waren dadurch hunderte? (Ich habe sie nicht gezählt) Störche auf den Feldern und schlugen immer wieder ihre Schnäbel in den Boden. So hat’s jedenfalls ausgesehen.

Als ich aus der Schleuse 43 ausgefahren bin, kommt mir ein Boot entgegen, welches mir bekannt erschien, aber ich doch nicht zuordnen konnte. Auf einmal höre ich es rufen: „Es ist die Sydney, die Sydney“ und schon erkannte ich Brigitte und Charles mit ihrer „Brise“. Sie waren/sind meine Stegnachbarn im Hafen Hörnle in Grenzach und wollten eigentlich diesen Sommer die Donau befahren. Dieses Vorhaben haben sie jedoch auf Grund des Hochwassers abbrechen müssen. „Wo ist Astrid“ war seine Begrüssung. Ja Charles, ich freute mich auch, Dich zu sehen :-). Ich hoffe auf ein baldiges Wiedersehen in heimischen Gewässern.

Stimmungsbild Bei der Schleuse 41 musste ich den VNF bestellen, da das Tor nicht automatisch öffnete. Die Wartezeit betrug inkl. Schiff festmachen, Marsch zum Schleusentelefon, Anruf und Einfahrt in die Schleuse doch ganze 12 Minuten. Merci beaucoup VNF !! Dann lief wieder alles wie geschmiert. Bis die letzte Schleuse (Nr. 32) für heute, wollte mich einfach nicht ausfahren lassen. Wieder mal den VNF geordert -> Wartezeit diesmal wieder ganze 8 Minuten. In dem Moment, als der nette Herr des VNF das Schleusenhaus öffnete, marschierte ein etwas (massiv) übergewichtiges Paar über das Schleusentor und „Sesam öffne dich“. Natürlich war ich auch auf dem Schleusentor. Aber scheinbar bin ich, entgegen der Meinung einiger meiner Liebsten, einfach zu untergewichtig.  „Ich musste ja gar nichts machen“ meinte der Schleusenmann und ich konnte in den tollen Hafen von Saverne einfahren. Das Thermometer zeigte in der Zwischenzeit 39 Grad an. Es war einfach etwas zu warm.

Schleuse in SaverneHeute Dienstag bin ich bereits um 6.45 Uhr losgefahren. Als ich bei der Schleuse Nr. 31/30 in Saverne angekommen bin, zeigte die Ampel noch rot. Einige VNF Arbeiter waren vor Ort und nach rund 10 Minuten stand das Licht auf doppelrot (übereinander = ausser Betrieb). Fängt ja schon gut an. Nach einer Weile ging das Schleusentor auf und ein schwimmendes Baugerüst kam mir entgegen. Trotz der roten Lichtsignale durfte ich einfahren und wurde über 5.40 Meter in die Höhe geschleust. Leider haben wir wohl alle vergessen, dass dies die erste Schleuse einer neuen Schleusenkette (Schleusen werden automatisch bedient) war. Die nächste Schleuse stand auf rot und blieb auch so. Nach kurzer Zeit marschierte ich zum Schleusenhaus und informierte den VNF – Wartezeit diesmal: 10 Sekunden. Noch während ich „Bon jour“ sagte, kurvte der Monteur schon um die Ecke.

Obwohl ich meinte so früh alleine unterwegs zu sein, schienen sie heute die Mietbootfahrer aufgescheucht zu haben. Es ist doch immer wieder toll zu sehen, wie gut diese von den Mietbasen instruiert werden. Ein grösseres Mietboot wollte nach der ersten Schleuse zwingend an 2. Stelle einfahren und ein kleineres Mietboot meinte trotzmehrmaligem Nachfragen meinerseits, dass eine Leine am Bug des Schiffes völlig ausreicht. Jeder fängt mal klein an und es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen…….

Aber am besten gefallen hat mir der Engländer, der gemäss seinen Angaben aus London mit dem Schiff gekommen ist. Er hat partout in der Mitte der Schleuse das Schiff festgemacht und nur auf mehrmaliges ermahnen, dass die Schleusen für 2 Schiffe ausgelegt sind, hat er sich in das vordere Drittel der Schleuse bewegt. „Ganz nach vorne gehen sie nicht, das Schiff habe doch USD 500’000.– gekostet und sie möchten es keinesfalls beschädigen“. Da ich ja alleine unterwegs war und auch nicht als erster einfahren konnte, hat er mich ziehen lassen und hat gewartet, bis das oben erwähnte kleinere Mietboot zu seinem Begleiter wurde.

Schiffshebewerk ArzvillerIch konnte somit ohne Wartezeiten das Schiffshebewerk von Arzviller durchfahren. Die zwei dahinterliegenden Tunnels durchfuhr ich hinter einem anderen Mietboot. Wusste gar nicht, dass ich mit der Sydney so langsam fahren kann. Die Besatzung des Vordermanns hat sich doch immer wieder von der Tunnelwand abgestossen, obwohl der Fahrer diese Durchfahrt eigentlich recht gut gemeistert hat. Bereits um 14.00 Uhr konnte ich die Sydney in Hesse festmachen und habe anschliessend trotz des heissen Wetters das Dorf besichtigt.

 

RechicourtAm Mittwoch bin ich wieder früh losgefahren. Die ersten fast 20 Kilometer konnte ich ohne jeglichen Verkehr und Schleusen bei einer traumhaften Stimmung geniessen. Bei der ersten Schleuse „Réchicourt“, welche mit ihren 15.40 Meter Hub die höchste Schleuse auf Frankreichs Wasserstrassen ist, musste ich eine Stunde warten. Diese überbrückte ich mit einer privaten Führung durch das Schleusenareal mit diversen Erklärungen und Besichtigung des Steuerhauses. Eine interessante Sache, vor allem wenn man bedenkt, dass der Schleusenbetrieb von 4 Mann in einem Zweischichtbetrieb aufrechtgehalten wird. Scheinbar schleusen sie bis 20 Schiffe pro Tag.

Durch den Erhalt einer Fernbedienung für die Schleusen, ab hier geht’s wieder modern vor sich, konnte ich wieder selber die Schleusen auslösen. Auch dass ich die Schleusen alleine und nach unten durchfahren konnte, machte richtig Spass.

So war ich bereits gegen 13.00 Uhr in Lagarde, wo ich eigentlich übernachten wollte. Da ich aber noch etwas fahren und dadurch die Etappe vom Donnerstag abkürzen konnte, bin ich weiter bis nach Parroy gefahren. Hier waren wir bereits letztes Jahr. Es ist kleiner Hafen bei einem Campingplatz, welcher seit gestern Münzautomaten für den Strom im Einsatz hat. Leider weiss niemand genau, wie das so läuft.

ParroyDen Nachmittag verbrachte ich mit Baden im angenehm warmen Wasser und mit einem feinen Apéro bei Marianne und Roland, welche mit ihrer „Bijou“ aus dem Hafen Niffer dieselbe Route machen, wie ich geplant habe. Die Zwei haben wir im Jahre 2006 mit Ihrem alten Schiff, einem umgebauten Weidling, in Souffelweyersheim *„Es war kein umgebauter Weidling! – Es wurde speziell so hergestellt. Von einem Chef-Psychiater!“ (kein Witzli!)“ und mit ihrer „Bijou“ im Jahre 2010 in Breisach schon getroffen. Wir dachten, beim Drittenmal sollten wir endlich die Namen tauschen :-). Wir hatten einen tollen Nachmittag. Den Abend verbrachte ich mit dem Beobachten eines in der Ferne stattfindenden Gewitters. Hoffentlich bleibt es da…… Es ist nicht da geblieben, sondern krachte mit starken Böen und wenig Hagel über den so idyllischen Hafen und legte die modernen Münzautomaten sogleich ausser Betrieb. Also den Kühlschrank auf Gas und ab ins Bett. Finde es toll, wenn der Regen auf das Dach des Schiffes prasselt. *(Info von Roland, dem ehemaligen Besitzer.)

Am Donnerstagmorgen – noch immer ohne Strom – wieder ein Platzregen. So musste ich sogar meine Abfahrt verschieben. Kurz nach 9.00 Uhr fuhr ich los, gerade als die Sonne schnell durch ein Loch schien, um zu schauen, wo sie anschliessend wieder hin regnen kann. Die erste Schleuse wieder auf Doppelrot. Irgendwie haben die scheinbar etwas gegen mich. Auf meinen Anruf hin – Wartezeit diesmal doch wieder knappe 4 Minuten wurde das Malheur behoben. So schnell wie die Monteure jeweils vor Ort sind, müssen die ja pro Schleuse mehrere Personen auf Pikett haben. So könnten sie die Schleusen ja auch gleich bedienen. Je weiter dass ich fuhr, desto schöner das Wetter. Am Morgen musste ich sogar einen Pullover anziehen und am Nachmittag war doch wieder Sommer.

MS Leo Bereits um 15.00 Uhr konnte die Sydney einen tollen Platz im Hafen Nancy beziehen. Nach kurzem Anmelden beim Hafenmeister ging’s auch gleich los, die Stadt besichtigen. Ist immer wieder toll, auf dem Platz „Stanislas“ einen Kaffee zu geniessen und die Bauwerke zu betrachten. Hier im Hafen liegt auch die LEO. Es ist ein altes Schiff, dessen Besitzer ich seit Jahren kenne. Am Abend ist auch hier in Nancy ein Gewitter über die Stadt gezogen. Egal, morgen ist „Putztag“. Astrid und ihre Kollegin Astrid (kein Tippfehler!) haben sich zu Besuch angemeldet.

 

AdventiGleich nach dem Frühstück wollte ich schnell die leergewordene Gasflasche auswechseln. „Das ist nicht dieselbe Flasche, wie wir hier haben – kein Tausch möglich“. Also die alte Flasche wieder ins Schiff und ich werde anderswo wieder probieren.  Am Nachmittag habe ich noch ein zum Verkauf stehendes Schiff fotografiert. Nach dem zweiten Foto ist auf einmal eine Frau auf mich zugekommen und hat mir die Details des Schiffes erläutert. Sie war die Eignerin und wusste sehr gut Bescheid, über alle nachgefragten Positionen. Auch durfte ich ohne grosse Umstände das Schiff von innen besichtigen. Ein echt tolles Gefährt.

Anschliessend bin ich dann in Richtung Bahnhof losmarschiert. Die zwei Astrids waren von Toul mit dem Zug nach Nancy gefahren und wir alle freuten uns auf ein feines Nachtessen, welches wir im Restaurant „Chez Hans in Nancy“ erhalten haben. Können wir bestens empfehlen. Ein kleines heimeliges Lokal mit netter Bedienung. Nach dem Essen sind wir durch den überfüllten Platz Stanislas zurück zum Schiff gelaufen. Die ganze Stadt glich eigentlich mehr einem Festplatz als einer ruhigen Stadt. Es war „Fête de la Musique“. Von allen Seiten dröhnten die Lautsprecher, welche wir sogar im Hafen noch hören könnten.

ToulCathedrale in ToulAm Samstag sind wir so gegen 10.00 Uhr in Richtung Toul losgefahren. Bei teilweise leichtem Nieselregen aber auch mit kurzen Sonnenabschnitten haben wir die Fahrt über den Kanal, die Mosel und wieder einen Kanal sehr genossen. Wir haben noch nie einen so sauberen Kanal wie den Abschnitt von der Mosel bis nach Toul gesehen. Man sah jede Pflanze im Wasser und da wo keine standen, sogar deutlich den Boden. Nach einer Besichtigung des Hafen und der wirklich eindrücklichen „Cathédrale Saint-Etienne“ haben wir in dem vom Hafenmeister empfohlenen Restaurant „Au Coq en Pate“ wirklich hervorragend gegessen. Den restlichen Abend haben wir verplaudert und noch mit einem Kartenspiel abgerundet.

Am Sonntag haben sich die zwei Astrids nach dem Frühstück auf Grund des windigen Wetters entschlossen, früher als geplant den Heimweg, mit einem Besuch des Städtchens Colmar, anzutreten. So lag es für mich auf der Hand, dass auch ich mich wieder auf den Weg machte. Ich schipperte bei veränderlichem aber stets windigem Wetter bis nach Richardménil. Ein kleines Nest am Kanal mit einem Anlageplatz mit Wasser und Strom. So konnte ich den Sonntag noch ganz gemütlich mit Zeitung lesen verbringen. Astrid hat mir doch tatsächlich die aktuellsten Ausgaben von zu Hause mitgebracht.

 

2 Antworten zu "Ferien 2013 – Woche 1"

  1. Cacciatore sagt:

    Cher fils,
    Ton voyage est vraiment fantastique et ton rapport vivant. Je te souhaite une suite de voyage agréable.
    Amitiés
    Cacciatore

  2. Brise sagt:

    Hallo Andrej,
    Ja, war wirklich toll, Dich auf dem Kanal zu treffen bei super Wetter. Wir sind nun zu Hause und hatten noch tolle Tage auf den Kanälen, der Rhein durch Basel war allerdings ziemlich heftig. Liebe Grüße an euch beide von der Brise