Bereits am 23. Dezember 2019 haben wir den Törn unter www.niamar.de für den Juni 2020 gebucht und die verlangte Anzahlung geleistet. Auch der Flug nach Berlin war gebucht und die Weiterreise nach Kröslin geplant. Der Hafen war mir bekannt, haben wir doch im Jahre 2007 die MS Sydney dort verladen lassen.
ABER, dann kam Corona und hat alles auf den Kopf gestellt. Die Grenzen waren dicht und unsere Ferien mussten verschoben werden. Es galt nun eine neue Woche zu finden, in welcher wir Ferien nehmen konnten und das Schiff noch verfügbar war.
Da wir bis kurz vor unserer Abreise auf Grund der steigenden Corona Fallzahlen nicht sicher waren, ob die Ferien überhaupt möglich sind, eine Reise mit dem Flugzeug sinnvoll ist, haben wir uns entschieden, mit dem Auto nach Kröslin zu fahren.
Nun war es so weit. Die Koffer und einige Bootsutensilien waren verstaut und der Plan, dass wir um 03.00 Uhr los fahren, war geschmiedet. Aber wer kann vor einer solchen Reise schon schlafen? Um 01.00 Uhr flüsterte ich „Astrid“ und zu meinem Erstaunen bekam ich eine Antwort. „Lass uns fahren“ sagte ich und schon standen wir in der Küche und tranken einen starken Kaffee. Um 01.30 Uhr fuhren wir los und bei gutem Verkehr trafen wir um 12.00 Uhr im Hafen Kröslin ein.
Schnell haben wir die MY Niamar gefunden und der Eigner und Vercharter war an Bord und wollte noch einige wenige Unterhaltsarbeiten erledigen. Also sind wir in die Nachbargemeinde Wolgast gefahren und haben uns mit den notwendigsten Nahrungsmitteln eingedeckt.
Die erste Nacht haben wir schon mal gut geschlafen und mit doch einigen „Weisch no früehner“ Geschichten den neuen Tag begonnen. Um 11.20 Uhr hiess es dann Leinen los und wir sind in 3 Stunden in den Naturhafen Krummin geschippert. Die vielen uns begleitenden Segelschiffe mussten in Wolgast alle vor der Hebebrücke warten und wir konnten auf Grund unserer Schiffshöhe diese auch in geschlossenem Zustand durchfahren. Dies hatte zur Folge, dass wir ab dann mehr oder weniger alleine unterwegs waren. Das Anlegemanöver im Hafen lief trotz heftigem Wind ohne Probleme und bei Astrid hatte ich beinahe das Gefühl, dass sie die Leinen unserer Sydney nie ganz abgelegt hatte. J (25 Km in 3 Stunden)
Da heute ein längerer Schlag geplant war, sind wir bereits um 7.30 Uhr losgefahren. Alleine konnten wir bis nach Kröslin auf dem Peenestrom fahren und sind dann auf die Ostsee rausgefahren. Das Navigieren mit den vorhandenen Seekarten und dem Kartenplotter machte echt Spass und ohne Probleme haben wir den Naturhafen von Gustow nach 73 Km und 7 Stunden Fahrzeit erreicht. Nach kurzem Einkauf im kleinen Bioladen haben wir den Nachmittag bei hochsommerlichen Temperaturen genossen.
Für das Nachtessen hat man uns im Hafenbüro das Gutshaus KAJAHN empfohlen, welches wir nach einem halbstündigen Fussmarsch erreicht haben. Das Gutshaus hat ein paar Gästezimmer und eine Gartenwirtschaft unter riesigen Eichen. Es betreibt neben der hervorragenden Küche einen Pferdestall und Handel mit Wildfleisch. So lag es auf der Hand, dass wir Wildgulasch mit selber gemachten Nudeln probiert haben. Dies können wir nur empfehlen. Auf dem Heimweg, es hat bereit eingedunkelt, konnten wir einen Jäger hören, welcher mittels einer Lockpfeife probierte Rehböcke anzulocken. Etwas weiter haben wir im Dunkeln noch 2 Rehe beobachtet, wie sich diese in den nahegelegenen Wald verzogen haben.
Gut ausgeschlafen und mit frischen Brötchen vom Hafenmeister versorgt sind wir um 9.30 Uhr in Richtung Hiddensee losgefahren. Heute mussten wir dem betonnten Fahrwasser besondere Aufmerksamkeit widmen, zumal die Wassertiefe neben der Fahrrinne auf gerade mal 10 cm fallen konnte. Immer wieder konnten wir Wasservögel ausmachen, welche nur wenige Meter neben uns auf einer Sandbank herum tummelten. Nach 42,5 Km und 4 Stunden Fahrzeit sind wir im Hafen Kloster auf der Insel Hiddensee angekommen.
Damit auch die Fitness nicht zu kurz kam, wanderten wir zum Leuchtturm und sind sogar mit Mundschutz die Treppen zum Leuchtfeuer hinauf gestiegen. Eine Traumaussicht – Leuchtturmwärter würde wohl heute meine Berufswahl treffen J. Natürlich durfte ein Abstecher an den Strand nicht fehlen. Leider hat uns dieser enttäuscht, da das Ufer mit riesigen Steinquadern verbaut war. Nachtessen gab es im Restaurant Wiesenecke mit empfehlenswerten Menüs und netter Atmosphäre.
Nach einer ruhigen Nacht sind wir morgens gemeinsam zum Bäcker gelaufen und mussten bereits in einer längeren Warteschlange anstehen. Vermutlich der halbe Hafen war vor Ort und wollte sich mit frischen Backwaren eindecken. Um 09.20 Uhr sind wir losgefahren. Von nun an befanden wir uns bereits wieder auf dem Heimweg. Die Wetterprognosen (Sonne bei Windstärke 6-7) haben uns veranlasst, nur einen Tag auf Hiddensee zu verbringen und als Ersatz planten wir 2 Tage in Stralsund ein. Auf der Fahrt durch die doch enge Fahrrinne kamen uns einige Passagierschiffe entgegen. Das erste liess lange das Signalhorn erklingen und drückte uns auf die linke Seite der Wasserstrasse. Obwohl wir gelernt haben, dass auch auf dem Wasser mit wenigen Ausnahmen Rechtsverkehr gilt, gingen wir davon aus, dass hier wohl eine solche Ausnahme sein muss. Die Begegnung mit dem nächsten Touristenschiff bereiteten wir vor, indem wir die Spur wechselten und auf die linke Seite schipperten. Auch wieder nicht recht – dieser Kapitän wollte sich an die Rechtsfahrregel halten und winkte uns mit nicht erkennbaren Gesten zu ;-).
Nach 32 km und 3 ¼ Stunden Fahrzeit sind wir im Hafen Stralsund angekommen und haben den erst besten Platz belegt. Dies war ein absoluter Glückstreffer. Wir konnten uns am Abend köstlich über die ankommenden Schiffe amüsieren, welche mehr oder weniger mit zum Teil kuriosen Manövern einen Hafenplatz ergatterten. Das Nachtessen genossen wir in dem gemütlichen Restaurant Wulflamstuben am Alten Markt. Auf dem Nachhauseweg merkten wir bereits, dass der Wind sehr stark zugenommen hat und das Schiff leicht schaukeln liess. Auch die vielen Segler im Hafen machten sich mit den am meisten Lesern bekannten Geräuschen bemerkbar.
Heute Donnerstag war wetterbedingt ein Ferien- und Faulenzertag. Bereits in der Nacht hat es sehr stark gewindet und die Wellen krachten mit lautem Getöse an die Bordwand der Niamar. Obwohl wir uns ja einiges gewohnt sind, hatte Astrid etwas Mühe mit schlafen. Nach dem Frühstück bin ich noch zu unserem Nachbarn gelaufen, welcher gestern Abend mit seiner Targa unter Schweizerflagge in den Hafen eingelaufen ist. Auf mein „Guete Morge“ bekam ich ein „Guten Morgen“ in klassischem Deutsch zurück und meine weiteren Fragen hat er mit „wie bitte – wir kommen aus Kampen – das Schiff war früher mal auf dem Zürichsee“ beantwortet. Egal, das Schiff schippert nach wie vor unter einer ZH Nummer und Schweizerflagge auf der Ostsee umher.
Wir haben heute nochmals die Stadt erkundet, den einen oder anderen Kaffee und feine Fischbrötchen genossen und am Nachmittag eine Stadtrundfahrt mit dem Bus unternommen. So konnten wir neben den uns noch unbekannten Sehenswürdigkeiten auch noch einige Hintergrundinformationen mit nach Hause nehmen. Den Abend haben wir im Hafenrestaurant genossen und gemerkt, dass wir hier auf eine Vorspeise verzichten sollten. Es ist einfach immer viel zu viel. Trotzdem hat es uns wieder ausgezeichnet geschmeckt.
Heute Freitag war unser letzter Fahrtag. Obwohl wir es ja nicht eilig hatten, sind wir bereits um 09.00 Uhr in Stralsund losgefahren und haben bei Windstärke 0 und spiegelglatter See die Strecke von 57 km in 5 Stunden und 40 Minuten geschafft. In Kröslin sind wir zur Besichtigung eines U-Bootes noch schnell in den gegenüberliegenden Hafen gefahren. Dieses habe ich mit meinem Sohn schon im Jahre 2007 begutachtet. Leider nagt auch hier der Rost unaufhörlich.
Rückblickend können wir nur von grossem Glück sprechen, dass wir diesen verschobenen Törn zu dieser Jahreszeit bei sommerlichem Wetter machen konnten. Nachts bereits etwas kühl, aber tagsüber Wetter vom Feinsten.
Total gefahrene Kilometer: 229.50
Total Fahrzeit: rund 23 Stunden
Besuchte Häfen: 5
Freut mich, dass ihr einen schönen Urlaub hattet
Tolle Bilder und spannende Texte!
Gratulation an Euch Beide 🐟