Woche 5 ¦ 12.06 – 18.06.2006

Unsere Heimfahrt hat nun definitiv begonnen. Wir fahren heute bereits um 07.00 Uhr weg, denn wir wollen in einen Seehafen bei Asseltse Plassen. Kurz vor der Einfahrt in den See fällt uns ein, dass auch unsere Vorräte unbedingt wieder aufgefüllt werden mussten. Also suchen wir den nächsten Stadthafen. „Nautilus“ in Roermond scheint uns ganz gut gelegen. Also nichts wie los. Bei einer Schleuse überhole ich einen Holländer, welcher zuhinters am Wartesteg festgemacht hat. Etwas grimmig grüsst er uns in der Schleuse. „Der hat dein Ueberholmanöver gar nicht lustig gefunden“, meint Astrid. Als die Schleuse wieder aufgeht, überlasse ich gerne dem Ueberholten den Vortritt.

 

Er fährt los und schon bald sehen wir nur noch einen Punkt am Horizont. Bei der Stadtschleuse von Roermond steht er wieder am Wartesteg, diesmal aber ganz vorne. Freundlich nimmt er Astrid das Seil ab und hilft uns das Boot anzubinden. Er erzählt uns vom schönsten Hafen in der Stadt (Nautilus) und gibt sich als Vorstandsmitglied des Hafens zu erkennen. Sofort hat er per Natel für uns Schweizer einen Platz reserviert – wohl den Besten im ganzen Hafen. Maximum 5 Minuten zum Supermarkt und maximum 50 Meter zu Duschen und Restaurant, wo wir uns auch kulinarisch verwöhnen lassen haben.

Der Hafenmeister winkt uns schon von Weitem und erzählt, dass vor etwa einer halben Stunde andere Schweizer eingefahren sind. Peter mit Crew aus Basel zeigt uns gerne seine Bacchus und offeriert spontan einen Drink auf seinem Achterdeck. Besten Dank auf diesem Wege.

Am nächsten Morgen sind wir noch schnell im nahe gelegenen Schiffsshop eine Fahne (Slep flag) kaufen gegangen, welche in Belgien obligatorisch ist. Wir starten in Richtung Maastricht und freuen uns auf unseren letzten Hafen in Holland. Es ist ein kleiner Stadthafen hinter einer kleinen Schleuse in Mitten diverser Restaurants. Näher kann man es nicht mehr haben, schon gar nicht mit dem Auto.

Den letzten Abend geniessen wir in Maastricht bei einem feinen Nachtessen und auf dem Schiff den letzten Kaffee in Holland. Zu unserem Abschied wurde extra noch ein riesiges Feuerwerk veranstaltet. 🙂 (Wir hoffen, dass die Holländer nicht froh sind, dass wir endlich wieder verduften. Wir kommen nämlich bestimmt wieder!)

 

 

 

 

 

 

 

Am nächsten Morgen hiess es schon um 6.45 Uhr aufstehen. Wollten wir doch gemäss Schleusenplan um 8.00 Uhr den Hafen verlassen um rechtzeitig in Belgien einfahren zu können. So ganz gemütlich um 9.30 kommt dann der Hafenmeister anspaziert, welcher auch die Schleuse bedient. Abfahrt war somit erst um 10.00 Uhr.

Nach kurzer Fahrt passieren wir die Grenze zu Belgien und treffen auch auf die erste belgische Schleuse. Eine reine Katastrophe – riesige Hubhöhe (Schätzung ca. 18 Meter) und ohne Schwimmpoller und Leitern zum Festmachen der Seile. Alle 3 Meter ein Poller auf einer Distanz von 15 Metern. (Schiff ist leider nur 10 Meter). Wir jedenfalls haben dies ohne jeglichen Schaden überstanden. Ausser, dass unsere Seile und Bootshaken ausgesehen haben, wie diese wochenlang im Schlamm gelegen hätten.

Nach der Schleusung das Boot nochmals an den Meldersteg binden und ab zur Anmeldung in Belgien. Das einzige Land, in dem wir uns auf unserer Tour anmelden mussten und dies mit Fahrzeugausweis. Wir sind aber bestens vorgewarnt worden (scheinbar Wartezeiten bis 2 Stunden nichts aussergewöhnliches) und dementsprechend nervös. „Warum ist auf Ihrem Fahrzeugausweis der Name des Schiffes nicht vorhanden – haben sie keinen richtigen Ausweis?“ fragt der junge Beamte eher unfreundlich. „Wie schreibt man Sydney und wie Ihren Nachnamen?“ Hellhörig geworden erscheint ein älterer Beamter. Ich zeige dem jungen Beamten meinen Pass, damit er den Namen richtig abschreiben kann. Der ältere Kollege fragt: „Suisse?“ Ich antworte „Ja!“ – knapp 2 Minuten später verlasse ich mit Reisedokument das Lokal. Also weiter, wir sind ja in Verzug. Wir müssen bei einer Schleuse über 2 Stunden warten, bis endlich Platz für unsere Sydney bei den Frachtern in der Schleuse vorhanden ist. Um 20.00 Uhr treffen wir in Huy ein, einem kleinen, aber modernen Hafen. Wir lassen und das feine Nachtessen, welches Astrid während der Fahrt gekocht hat schmecken und geniessen einen Faulenzerabend im Schiff, da gerade ein Gewitter durch die Gegend zieht.

Da wir auf Grund der Erzählungen über die Schiffsfahrerei in Belgien eher mit einer negativen Einstellung in das Land eingefahren sind und uns die erste Schleuse (Siehe oben) unsere Erwartungen voll und ganz bestätigte, wollten wir einfach schnell durch das Land hindurchfahren. Die ersten Ortschaften waren eher schmuddelig, wenn nicht sogar schmutzig. Die Häuser waren mehr oder weniger alle renovationsbedürftig.

Bloss weg hier. Wir planten diese 140 Kilometer mit 16 Schleusen innert zweier Tage abzufahren. Heute Donnerstag war somit Tagwach um 05.00 Uhr und Abfahrt 05.45 Uhr. (Was das mit Ferien zu tun hat, soll uns doch mal einer erklären.) Es war trotz leichtem Regen und Nebel wie im Herbst ein wunderbarer Morgen. Die Maas (Meuse) zeigte sich von ihrer besten Seite und es war wirklich eine Freude, durch den spiegelglatten Fluss zu fahren. Wir waren über 2 Stunden die einzigen, welche unterwegs waren und konnten die erste Schleuse ohne Wartezeit passieren.

Je weiter wir in das Land und die Nähe zu Frankreich fuhren, desto prächtiger präsentierte sich das Land. Geniale Orte, Häuser und Schluchten ähnlich der Loreley, welche wir in der ersten Woche unserer Ferien durchfuhren, lassen unsere Meinung von Belgien rasch revidieren. Hat auch hier wunderschöne Orte.

Wir passieren die Grenze zu Frankreich und binden unser Schiff um 18.30 Uhr nach 12,5 Stunden Fahrt und 12 Schleusen in Givet, einem kleinen Hafen in der Meuse an. War trotz der Länge und Arbeit ein genialer Tag. Ist uns doch heute wirklich alles gut gelungen. (Ist nicht immer so.)

Heute Morgen wollten wir vor unserer Abfahrt noch unsere Vorräte auf Vordermann bringen und sind zuerst in den nahegelegenen Supermarkt zum Einkaufen gegangen. Um 09.15 Uhr aber ging’s los. Bei schönstem Wetter fuhren wir gegen die erste Schleuse, welche wir mit einer Fernbedienung selber auslösen konnten. Kurz nach der Schleuse ein Tunnel von 565 Meter, welcher ohne Licht durchfahren werden musste. Da noch zwei Boote vor uns fuhren, mussten wir uns mit einer geringen Menge Restlicht abfinden, da wir das letzte Boot in der Gruppe waren. Nicht ganz ohne, da der Tunnel nicht viel mehr Platz hatte, als unsere wieder abgebaute Sydney.

Diese 2 Boote haben wir aber kurze Zeit später überholt, sodass wir das erste Boot in der nächsten Schleuse waren und somit den Ablauf mehr oder weniger bestimmen konnten. Astrid entpuppte sich als ausgezeichnete Schleusenwärterin und bestieg während dem Hereinfahren bereits die Leiter und stieg in die Höhe um den anderen Booten beim Anbinden zu helfen. Dies wurde doch von allen Beteiligten sehr geschätzt. Diese machten sich nicht mal mehr die Mühe die Seile selber anzubinden. Astrid wird ja sicher wieder bereit stehen.

Das heute durchfahrte Gebiet (Meuse) erinnert uns doch sehr an eine unberührte Bergwelt. Durch die Schleusen teilweise kanalisiert fahren wir durch wunderschöne „Bergwälder“ in den Ardennen und haben wirklich das Gefühl irgendwo in den Bergen den Berg hinauf zu fahren. GENIAL.

Unsere Fahrt endete um 19.30 Uhr, da ab 19.00 Uhr keine Schleusen mehr befahren werden können. Wir machen unser Schiff in Château Regnalt fest und freuen uns schon heute auf die Fahrt von Morgen. Diese Nacht liegen wir an einem Ufer, festgemacht an einer Mauer ohne Hafen und alles. Dennoch duftet es nach rund 15 Minuten hervorragend aus der Küche. Wir haben ja alles dabei. Ist schon genial.

Bereits um 08.30 Uhr sind wir weggefahren. Vorbei an unendlichen Feldern, teilweise abgeerntet, erinnert uns diese Gegend doch sehr an zu Hause. Auch hat es überall grosse Heuballen und die Felder scheinen eher trocken zu sein. Nach rund 90 Kilometern und 14 Schleusen, alle per Funkbedienung, endet unsere Fahrt zufrieden, aber müde, in Seday. Ein kleines Städtchen, mit etwa 10 Liegeplätzen und vis à vis einen riesen Platz für Camperbusse. Zu unserem Empfang wurde ein Jazzkonzert abgehalten. (Wie die gewusst hätten, dass unsere Ferien langsam aber sicher dem Ende entgegen gehen :-(()

 

 

 

 

 

 

 

Für den Sonntag wollten wir eine kürzere Tour bis nach Verdun machen. Ein genial schönes Städtchen nach nur rund 50 Kilometern und 13 Schleusen. Aber hallo – die Schleusen per Funk sind vorbei und ab jetzt heisst es Handbetrieb. Nicht wir, nein praktisch alles junge, hübsche Mädels, welche so ihr Sackgeld aufbessern, bedienen die Schleusen. Die Einfahrt geht immer sehr schnell, da diese ja von unserer Ankunft wissen. Dann aber geht’s langsamer. Jede Türe muss separat geschlossen, resp. wieder geöffnet werden. Auch die Wassertore werden manuell geöffnet. Die dadurch entstehende Strömung ist auch nicht harmlos. Mussten wir doch jedesmal die Seile recht stark in die Hände nehmen. (50% der Crew beschwerte sich über Schwielen). Aber es war doch wieder ein tolles Erlebnis. Merci aux filles!

 

 

 

0 Antworten zu "Woche 5 ¦ 12.06 – 18.06.2006"

  1. […] uns nach Belgien. Meine bisherige Einstellung zu Belgien war auf Grund diverser Falschinformationen (Siehe Reisen 2006) nicht die Beste. Jedoch kann ich eine Reise mit dem Schiff nach oder durch Belgien nach dem […]