Woche 2 ¦ 22.05. – 28.05.2006

Eigentlich freuten wir uns riesig auf den heutigen Montag. Wir sollten, wie uns die „erfahrenen“ Schiffer bei unserer letzten Übernachtung  prophezeiten, bei schönem Wetter nach Holland fahren können. Auch wollte Astrid beim nahe gelegenen Bäcker (ca. 3 km) frische Brötchen für unser Frühstück holen. Aber aus dem ist leider nichts geworden. Als wir am frühen Morgen (ca. 08.00 Uhr) erwachten, goss es wie aus Eimern. Egal, ändern können wir es ja sowieso nicht. Wir genossen das Morgenessen mittels unserer eisernen Brotreserven und wie wir dies selber bestimmen könnten, hörte in der Zwischenzeit auch der Regen auf und die Sonne kam zum Vorschein.

Nach kurzem Aufräumen und Wasser auffüllen hiess es „Leinen los“ und noch rund 20 Kilometer trennten uns von Holland. Mit grosser Freude montierte ich die Gastlandflagge Holland auf der Grenze und wir waren richtig stolz, „schon“ in Holland eingelaufen zu sein. Ist schon ein spezielles Erlebnis.

Bei Rheinkilometer 867 verliessen wir den Rhein und fuhren den Pannerdens Kanal hinunter bis bei Kilometer 879 die Gelderse Ijssel beginnt. Dieser Abschnitt wird zu unserem Erstaunen doch von den grossen Frachtschiffen befahren, obwohl der Fluss doch eher einem Flüsschen oder gar Bach gleicht. Wir konnten verschiedene Herden von Pferden, Kühen und Schafen am Ufer ausmachen, welche wirklich bis ans Wasser gelangten. Durch die Wellen eines Frachters stieg das Wasser kurzfristig so hoch an, dass eine Kuh bis zu den Knien im Wasser stand. Diese scheint sich dies aber gewohnt zu sein.

Unser heutiges Tagesziel Zutphen erreichten wir am frühen Nachmittag, so dass wir endlich unsere Vorräte etwas auffüllen konnten und das wunderschöne holländische Städtchen erkunden können. Leider sind die Lebensmittel nur auf holländisch angeschrieben, so dass wir teilweise erraten mussten, was wir eigentlich kauften. Wir haben uns entschlossen hier einen Tag anzuhängen, damit wir noch einwenig die holländische Kultur auskundschaften konnten.

Am Morgen liess es sich Astrid nicht nehmen, der Kleinbäckerei, welche wir bei unserem gestrigen Stadtgang gefunden hatten, einen Besuch zu machen. Trotz des Regens holte sie frische Brötchen, welche übrigens sehr fein schmeckten.

Den übrigen Tag verbrachten wir mit einer ausführlichen Stadtbesichtigung, Waschen, Putzen und Einkaufen. Auch das muss ja in den Ferien mal erledigt werden. Obwohl wir meinten zu dieser Jahreszeit alleine unterwegs zu sein, kamen gegen Abend so viele Schiffe in den Hafen, dass wir im 3-er Pack liegen mussten. Auch kam heute die Fitness für Astrid nicht zu kurz. War doch eine Stunde Jogging angesagt.

Man glaubt’s kaum, aber heute Mittwoch hat uns doch tatsächlich die Sonne geweckt. Für uns im Moment leider etwas ganz ungewohntes. Jedoch war die Freude nur von kurzer Dauer. Nach rund einer Stunde Fahrzeit hat uns der Wind und der Regen wieder eingeholt. Wir haben uns entschlossen, den Innenführerstand in Betrieb zu nehmen und die Regenjacke im Kasten zu lassen. Unseren Halt in Zwolle mussten wir infolge geschlossener Schleuse und Hochwasser beim Warteplatz, verbunden mit sehr starkem Wind, sausen lassen. Dafür haben wir in Kampen einen schönen und ruhig gelegenen Hafenplatz gefunden.

Um doch noch ein wenig Holland sehen zu können, wollten wir in die Stadt bummeln gehen. Unser Vorhaben wurde jedoch durch ein Mega-Gewitter um eine Stunde (Kaffeepause) verschoben. Jedoch hat es sich ganz bestimmt gelohnt.

Eigentlich sollte unsere Reise ja jetzt ins Ijsselmeer führen. Jedoch ist uns von Schweizern, welche ihr Boot in Holland stationiert haben, dem Hafenmeister von Kampen und dem Wetterbericht via Funkstation davon abgeraten worden. Es werden Windstärke 7 und starke Gewitter erwartet. Also haben wir uns entschlossen, via Randmeere in Richtung Amsterdam zu fahren.

Der angekündigte Wind blieb im Hinterland aus, jedoch regnete es den ganzen Tag fein. So richtig herbstlicher Nieselregen. Die Fahrt in und durch die Randmeere ist genial, ja muss bei gutem Wetter ein Traum sein. Erlebten wir doch heute unsere erste holländische Schleuse. Bereit mit Leinen und Schleusenhaken warteten wir auf die Schleusung. Super – hinten Tor zu und vorne Tor wieder auf. Heben und/oder senken gleich null. Und dafür waren wir so auf Trab. Diese Schleuse regelt wohl eher die Strömung und nicht den Höhenunterschied.

Unseren ersten Halt legten wir in Elburg ein, einem wirklich tollen Fischerstädtchen. Wir fanden einen Anlegeplatz direkt im Zentrum. Ein Besuch des Städtchens lohnt sich allemal. Nur mit dem Nachtessen hatten wir gewisse Schwierigkeiten. In mindestens 5 Lokalen war leider kein Platz mehr. Dies ausserhalb der Saison. Konnten wir doch bei „De Herberg“ für einen späteren Zeitpunkt reservieren und verbrachten die Zeit mit einem Apéro auf dem Schiff. Geniales Lokal.

Heute weckte uns wieder mal die Sonne. Ich auf, aufs Klo, dieses scheint verstopft, also pumpe ich einfach etwas stärker. War glaube ich nicht die richtige Lösung. Es spritze aus allen nur möglichen Dichtungen in alle Richtungen. SUPER – sofort war Werkzeug zur Hand und alle möglichen Schrauben wurden etwas nachgezogen. Jetzt scheint’s wieder in Ordnung. Ab ins Städtchen zum Bäcker – waren doch gestern auf Grund des Feiertages alle Geschäfte geschlossen. Retour auf dem Schiff zuerst einen Kontrollblick in die Toilette – Schei…… alles nass. Das Frühstück fällt somit definitiv ins Wasser. Schnell einen Kaffee und dann an die Arbeit. Demontage der Pumpe und Versuchte Instandstellung – leider ohne Erfolg. Die Pumpe ist schon so alt, dass beim Anziehen der Schrauben ein Gewind ausgerissen ist. Bekannt für meine spontanen Entschlüsse marschierten wir kaum 500 Meter zu einem kleinen Schiffsladen – Seilerei Deetman, den muss man einfach besucht haben: Von kleinsten Schrauben bis hin, eben zum Schiffsklo, findet man da einfach alles. Ohne lange zu überlegen, kauften wir eine neue Toilette und diese war auch innert knapp einer Stunde montiert.

Durch unseren Reparatureinsatz haben wir gar nicht gemerkt, dass es in der Zwischenzeit angefangen hat zu regnen. Egal, heute haben wir nur ca. 20 Kilometer nach Harderwijk. Vorbei an leider leeren Sandstränden waren doch einige wagemutige Surfer zu sehen. Auch die wirklich tollen Strassenkaffees waren verwaist. Der Hafenmeister erzählt uns, dass es scheinbar im Mai gemäss einer Bauernregel nass und kühl sein muss. Dafür soll darauf ein schöner Sommer folgen. Wann nur?

Dem Hafenmeister von Harderwijk gehört an dieser Stelle definitiv auch ein Abschnitt gewidmet. Nicht, dass wir nicht einmal das Boot festmachen durften, nein, sogar den Strom wollte er unbedingt einstecken. Gehöre scheinbar zu seinem Service antwortete er auf unser Lachen. Keine Angst ist noch nicht fertig. Astrid wollte die eben gesichtete Waschmaschine samt Tumbler in Betrieb nehmen. Keine Chance – auch das Waschen inkl. Tumbler ist scheinbar seine Aufgabe. Er gibt uns nur bekannt, wann die Wäsche wieder abgeholt werden kann. Auf diesem Weg nochmals vielen Dank.

Nach wirklich freundlicher Verabschiedung durch den Hafenmeister (Wie wir die besten Freunde seit Schulzeit wären), einer Fahrt aufs Meer – leider wieder durch den kalten Wind, vorbei an einer Regatta mit sehr vielen alten Flachbodenseglern, genossen wir die ruhige Fahrt und grüssten mehr oder weniger alle passierenden Schiffe. Da winkt uns wieder einer, ein Segler, wie wild mit beiden Armen. Kennt er uns? Nein, der Freund hat ein Problem mit seinem Motor. „Motordefect“ ruft er auf holländisch durch den Wind. Ich antwortete: „Wo hast du die Segel“ und drossle den Motor. Zum Glück will er in den gleichen Hafen wie wir und so nehmen wir den Segler kurzerhand ins Schlepptau.

 

Wir passierten im Hafen Naarden das Fahrverbot und schleppten den Segler vor seine Haustüre. Zum Glück. Diese Bijoux von Häusern hätten wir sonst nicht zu Gesicht bekommen. Sogar unser „Altersbänkli“ haben wir gefunden.

Heute fuhren wir bei sehr starkem Wind über das Marker- und das IJ-Meer ins Zentrum von Amsterdam. Das Schiff war wieder einmal bis zum Dach nass – aber diesmal nicht vom Regen, sondern von den fast 2 Meter hohen Wellen, welche uns bei unserer Ueberfahrt begleitet haben. 50 % der Crew hat die Ueberfahrt hervorragend gefallen. Vis à vis des Hauptbahnhofs haben wir im Sixhaven einen Liegeplatz gefunden. In knapp 5 Minuten sind wir bei der Fähre, welche direkt beim Bahnhof endet. Bereits haben wir mit unseren Fahrrädern die Grachten erkundet.

 

 

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