Mai 2007

Woche 1
Bereits am 1. Mai Nachmittags sind Astrid und ich nach Grenzach gefahren und haben die letzten Vorbereitungen getroffen. Astrid kommt entgegen unseren bisherigen Angaben die erste Woche nicht mit. Als Geburtstagsgeschenk für meinen Böötlerkollegen Rolf hat Astrid auf diese Woche verzichtet.

Entgegen aller Erwartungen konnten wir diesen Tausch geheimhalten. Rolf hat doch mehrmals erwähnt, dass er die erste Rheinstrecke sehr gerne mal fahren würde. Es sei schade, dass diese Woche besetzt sei und er ja auch in den Ferien weile. Seine Frau habe eine Woche Ferien gebucht. Er wisse nur noch nicht, wohin es gehe.

Noch am Mittwoch, 2. Mai 2007 hat er mich angerufen und mitgeteilt, dass sie gerade durch Grenzach fahren würden und er, falls wir noch hier sind, zur Verabschiedung käme. – ER hat’s definitiv nicht gewusst. 🙂

Gemütlich am Kaffeetrinken wollte ich uns bei der Schleuse Birsfelden anmelden. „Während der Woche keine Schleusung auf Anmeldung – nur in Verbindung mit der Grossschifffahrt. Wir sollen uns sofort bereit machen.“
Dies die Antwort des Schleusenwärters. Kaum waren wir aufgestanden – wieder ein Funkspruch. „Wir sollen sofort kommen“ Ganz nach dem Motto: Jetzt oder nie. Leider (oder eher zum Glück :-() konnten wir uns nicht mal richtig verabschieden.

Unsere Reise fängt ja gut an. Dies ging aber auch gleich so weiter. Nach kurzer Schleichfahrt aus der Schleuse machte sich doch unsere Sydney mit nicht übersehbarem Rauch bemerkbar. Scheinbar hatte ich es beim kürzlich gemachten Oelwechsel mit dem Nachfüllen etwas zu gut gemeint. Kaum war die Rauchfahne ausgetreten, war auch schon die Polizei vor Ort. „Alles in Ordnung?“ – „Wir hoffen doch!“. Wir gehen davon aus, dass sich wenigstens das Schiff von unseren Frauen gebührend verabschieden wollte.

 

 

Endlich konnte die Fahrt so richtig losgehen. Wir fuhren ohne jegliche Wartezeiten durch die Schleusen in den Stadthafen Breisach und freuten uns auf die Besichtigung der Stadt mit anschliessendem Nachtessen beim „Türken“. Auf Grund der oben erwähnten Rauchzeichen wollten wir doch einen ausführlichen Tagesparkdienst machen. -> Warum fehlen beim Alternator zwei Befestigungsmuttern? Da diese zusätzlich als Motorenhalterung fungieren sollten, waren wir (spontan) der Meinung, dass wir dieses Problem nicht anstehen lassen sollten. Zwei Telefonate und schon fuhren wir zur nahe gelegenen Werft, da sich Mechaniker Dirk bereit erklärt hatte, die Reparatur zur abendlichen Stunde noch auszuführen. Dirk – vielen Dank.

Nachdem somit die Stadtbesichtigung von Breisach ausgefallen war, war ja eigentlich zu erwarten, dass auch die Besichtigung unseres zweiten Hafens „Kehl“ buchstäblich ins Wasser fällt. Neben dem üblichen Gewitter in Kehl haben wir bei der Kontrolle der Bilge festgestellt, dass pro Stunde ca. 10 Liter Wasser in den Motorenraum laufen. Also – Wasser entfernen und Ursache suchen. Die vorhandene Abdeckung der Bilge war trocken und somit suchten wir fälschlicherweise die Ursache in der Höhe – Wassertank, Kühlsystem, Heisswassersystem etc. Nein, es war „nur“ die Welle, welche etwas nachgezogen und gefettet werden musste. Die Abdeckungen haben wir definitiv entsorgt, damit wir die Bilge nun auch richtig überwachen können. Man lernt nie aus :-).

Seither läuft die Sydney wieder wie eine Orgel. Sind wir doch anschliessend über Karlsruhe (Einkaufshalt), Speyer, Worms (Kaffee und Kuchen), Mainz (Grillfest des Bootsclub) bei wirklich schönstem Wetter durch die Loreley gefahren. Ein geniales Erlebnis. In St. Goar feierten wir bei einem feinen Nachtessen Rolf’s Geburtstag. Haben wir uns doch das feine Essen durch unseren Marsch auf die Loreley auch verdient. Anschliessend fuhren wir durch sehr windige Gegend nach Koblenz und bei Regen nach Köln. Hier habe ich Rolf auf dem Bahnhof verabschiedet, da seine Ferien bereits fertig sind.

Woche 2
Nach Verabschiedung von Rolf bin ich nach einem kurzen Besuch des Kölnerdoms und der Einkaufsstrassen wieder aufs Schiff gegangen. Wollte ich doch den Reisebericht aktualisieren und das Schiff noch ein wenig auf Vordermann bringen. Schliesslich hat sich für heute Abend mein Sohn Andreas angemeldet. Anstatt um ca. 22.00 Uhr konnte ich ihn erst nach Mitternacht begrüssen. Egal, jetzt ist er ja da und wir können endlich ins Bett.

Wir beschliessen auf Grund des anhaltenden Regens auf eine weitere Stadtbesichtigung zu verzichten und uns auf den Weg zu machen. Nach rund 90 Kilometern haben wir den Rhein verlassen und sind bei Duisburg in den Rhein-Herne Kanal gefahren. Bereits bei der ersten Schleuse mussten wir 2 Stunden Wartezeit in Kauf nehmen. Erstes Etappenziel war nach rund 110 Kilometern der Hafen Oberhausen. In dem nahegelegenen, scheinbar Europas grösstem Einkaufzentrum haben wir gut gegessen. Nach Besuch des Sea Life, einem interessantem Grossaquarium, sind wir am nächsten Tag via Dortmund-Ems-Kanal in einen ruhigen und abgelegenen Hafen des MYC Datteln gefahren.

 

Das Wasser des Dortmund-Ems-Kanal wird immer dunkler, dafür aber das Wetter etwas besser. Diese Fahrt erinnert mich doch sehr an letztes Jahr in Frankreich. Mit Ausnahme, dass die Schleuserei zusammen mit der Grossschifffahrt eher mühsam ist. Die Schlepper fahren mit rund 8 Km/h und für uns Sportschiffer wären 12 Km/h erlaubt. Aber vor den Schleusen heisst’s: „Es kommt noch ein Tanker“ und wir müssen wieder warten.

Am Samstag machten wir in Münster einen kurzen Zwischenstop zum Einkaufen und machten unser Schiff bei einem ehemaligen Hobelwerk fest. Dieses habe ich im Jahre 1996 einmal besucht und schon damals gehofft, einmal mit dem eigenen Schiff hier vorbei zu kommen. Nach einem Rammversuch unserer Sydney durch einen wohl etwas angetrunkenen Seebären, haben wir vor einer Schleuse im Wald übernachtet.

 

 

 

 

 

 

 

Am Sonntag wollten wir dafür ausgiebig den Abend frisch geduscht und mit Strom geniessen. „Heute ab 14.00 Uhr keine Schleusung mehr – morgen wieder ab 6.00 Uhr“. Dies die freundliche Antwort einer Montagegruppe vor der Schleuse Varloh. Also wir wieder an den Schleusensteg und wieder ohne Strom. Dies hat uns jedoch nicht abgehalten, unsere Lasagne im Backofen zu backen. Führen wir doch den neuen Stromgenerator mit uns. Er hat sich bestens bewährt, auch für unsere feinen Kaffees unterwegs. 🙂

Früh aufgestanden, resp. von der Sonne geweckt passieren wir am Montag bereits um 06.45 Uhr die erste Schleuse. Ziel war der Hafen Dörpen, welcher bereits am Küstenkanal liegt, um doch endlich unsere Vorräte (Wasser, Strom) aufzufüllen und die verpassten Duschen nachzuholen. Wir geniessen einen freien Nachmittag nach doch 6 Schleusen und über 50 Kilometern durch dunkles Wasser (Brühe) und starke Windböen.

Woche 3
Die Weiterfahrt nach Oldenburg verlief ohne nennenswerte Ereignisse. Wir begegneten erst nach 55 Kilometern dem ersten Schiff. Andreas hat die Zeit genutzt, um die neu eingesetzten Fensterdichtungen feinsäuberlich abzuschliessen.

In Oldenburg sind wir das erste mal mit den „Gezeiten“ konfrontiert worden. In unserem nächsten Hafen in Bremerhaven sind wir, resp. die Sydney sogar trocken gefallen. Wären wir 10 Minuten später gekommen, so wäre ein Anlegen nicht mehr möglich gewesen. Endlich – ich konnte um ca. 22.30 Astrid vom Bahnhof abholen.

Am Auffahrtsdonnerstag, welcher in der aktuellen Gegend als Vatertag gefeiert wird, verabschieden wir Andreas, da er sich leider schon wieder auf den Heimweg machen musste. Anschliessend, als endlich die Flut eingesetzt hatten, fuhren wir durch den Elbe-Weser Kanal nach Bederkesa. Ein wirklich hübsches Städtchen mit einem grossen See, welcher mit Motorbooten nicht befahren werden darf.

Bereits um 08.45 Uhr sind wir weggefahren. Wollten wir doch das herrliche Wetter so richtig geniessen. Auch war heute Maximaldurchfahrtshöhe 2.70 angesagt. Zum Glück haben wir so ein „kleines“ Boot. Wenn Astrid nicht so gut aufgepasst hätte, so hätten wir sogar unser Mittagessen aus dem Kanal „fischen“ können. (Siehe Bild).

Eigentlich hatten wir geplant, am Freitag aus den Kanälen in die Elbe bis nach Glückstadt zu fahren. Bei unserer Einfahrt aus der letzten Schleuse des Elbe-Weser Kanals wurden wir doch gleich von riesigen Schiffen mit den entsprechenden Wellen begrüsst. Auch hat der Wind doch recht zügig geblasen. Nach kurzer Zeit sind wir dank der anhaltenden Flut mit rund 18 Km/h pro Stunde durch die Elbe in Richtung Hamburg gefahren. Die uns immer wieder kreuzenden Schiffe sind alleine eine Reise wert. Wir haben uns auf Grund des immer wärmeren Wetters entschlossen, direkt nach Hamburg zu fahren, wo wir auch um ca. 18.30 Uhr eingetroffen sind. Ein echt tolles Gefühl, mit dem eigenen Boot in den City Hafen in Hamburg zu fahren.

Nach ausführlicher Stadtbesichtigung mit Shoppingtour durch die Gassen Hamburgs gönnten wir uns am Abend ein feines Essen auswärts und sind anschliessend durch die Reeperbahn geschlendert. Ist ja wirklich ein Erlebnis, welche Gestalten sich neben den „netten Damen“ herumtreiben. Am Sonntag war bereits um 5.00 Uhr Tagwache. Wollten wir doch dem Fischmarkt einen Besuch abstatten. Die Besucher sind entweder besoffen auf dem nach Hauseweg oder aber bereits am Brunchen. Bereits im Jahre 2004 waren wir einmal am Fischmarkt und sind uns einig, dass leider in der Halle nicht mehr die selbe Stimmung herrscht, dafür draussen mehr Marktstände vorhanden sind. Am späteren Nachmittag habe ich noch Astrid zum Hauptbahnhof begleitet. Ihr Kurzbesuch ist leider schon vorbei und ihre Ferien haben noch nicht begonnen.

Nachdem ich am Montag noch eine öffentliche Hafenrundfahrt mitgemacht und das Schiffsmuseum „Cap San Diego“, einen alten Frachter besichtigt habe, bin ich am Dienstag kurz vor neun Uhr mit Beginn des ablaufenden Hochwassers in Hamburg ausgelaufen. Ziel war die Yachtwerft in Glückstadt. Wollte ich doch an der MS-Sydney einen neuen Unterwasser-, Rumpfanstrich und diverse kleinere Servicearbeiten ausführen lassen. Kurz vor 19.00 Uhr wurde dann auch mit einsetzen des Hochwasser das Sperrwerk geöffnet, sodass ich nach 4 Stunden Wartezeit, direkt in die Servicebox bei der Werft fahren konnte. Diese Zeit nutzte ich natürlich um das wirklich hübsche Städtchen zu erkunden. Es lohnt sich.

 

 

 

 

 

 

Nach einem ruhigen Flug bin ich abends in Zürich gelandet und werde nun bis Anfangs Juni zu Hause bleiben. Ich werde diese Zeit nutzen, um die Erlebnisse noch einmal passieren zu lassen und um meine Lieben zu geniessen.

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