Woche 1 ¦ 21.06. – 29.06.2008

Nachdem am Freitag alles an Bord verstaut war, haben wir uns auf einen gemütlichen Abend eingestellt. Das ist es auch geworden. Spontan haben wir von einem Kollegen des Schleusenclubs Besuch erhalten. Er war gerade in der Nähe und hatte via Newsletter von unserer Abreise erfahren und wollte sich doch noch persönlich von uns verabschieden. Peti, hat uns sehr gefreut.

Am Samstag sind wir dann mit der 9 Uhr Schleuse in Richtung Basel losgefahren. Vorbei an den vielen Attraktionen, welche ausschliesslich für die Euro 08 aufgestellt worden sind.

MS Sydney im Hafen des MYC Baden-BadenUnterwegs haben wir mit 2 weiteren Sportbooten einige Schleusen passiert und sind von beiden Crews auf unsere Homepage angesprochen worden. Macht wirklich Spass zu sehen, dass diese Arbeit auch geschätzt wird. Nach der Ankunft im Hafen Breisach (F) und wieder voll getanktem Schiff haben wir auf Grund der hochsommerlichen Temperaturen ausgiebig im Rhein gebadet. Die Wassertemperaturen waren keinesfalls schon sommerlich, aber uns hat’s Spass gemacht.

Am Sonntag sind wir bereits um 6.15 Uhr bei herrlicher Stimmung und Morgenrot losgefahren. Die einzelnen Schleusen konnten ohne jegliche Wartezeit passiert werden und als uns kurz nach Mittag, bei ungemütlicher Hochsommerhitze, ein heftiges Gewitter begleitete, haben wir uns so richtig wohl gefühlt. Sogar Astrid, welche sonst Gewittern gegenüber eher Abneigung zeigt, hat’s gefallen. Das will doch was heissen. Nach rund 9 Stunden Fahrzeit, 6 Schleusen und 112 Kilometern haben wir den Hafen in Iffezheim erreicht. Dieser liegt in Frankreich, eine der Steganlagen gehört aber einem deutschen Bootsclub (MYC Baden-Baden). Astrid hat uns mit einem feinen Nachtessen verwöhnt und wir haben noch lange den herrlichen Abend ausklingen lassen.

Frachter auf dem RheinAm Montag sind wir nach gemütlichem und ausgiebigem Frühstück um ca. 8.30 Uhr losgefahren. Nach nur wenigen Metern sind wir in den natürlichen Lauf des Rheins eingefahren und sind sofort von den riesigen Rheinfrachtern begleitet worden. Je weiter wir in die Nähe der Städte Speyer und Mannheim gekommen sind, desto grösser sind die Lastschiffe geworden. Heute haben wir unseren ersten Autotransporter auf dem Rhein gesehen. Sieht doch aus wie ein fahrendes Parkhaus.

Nach knapp sechs Stunden Fahrt mit teilweise über 20 Km/h sind wir nach 108 Kilometern im Hafen des MYC Worms eingelaufen und haben die Sydney festgemacht. Anschliessend ging’s mit den Fahrrädern in die Stadtmitte, welche ca. 15 Minuten Fahrzeit vom Hafen liegt. Unterwegs haben wir gesehen, dass in einem kleinen Hafenbecken eine neues, schwimmendes Restaurant mit dazugehörendem Yachthafen gebaut wird. Sofort waren wir und einig: „Den gehen wir auch mal besuchen, wenn er fertig ist.“ Überhaupt lädt die Stadt zum Verweilen ein. Prächtige alte Bauten und eine tolle Einkaufsstrasse haben wir gefunden und auch besucht. Übrigens zählt Worms zu einer der ältesten Städte Deutschlands.

MS Sydney im Hafen von WormsMS Sydney in WormsNeuer Yachthafen in WormsAm Dienstag sind wir nochmals früh losgefahren, wollten wir doch kurz nach dem Mittag St. Goar erreichen, damit wir noch den Fussmarsch auf den Loreleyfels machen konnten. Nach eher kühler Fahrt, wir sind mit unseren Sturmjacken gefahren, hat sich der Nachmittag als Hitzetag entpupt. Bei dieser enormen Hitze sind wir den Weg mit den insgesamt 367 Treppenstufen hinauf geklettert. Das Eis (Glacé) haben wir uns aber definitiv verdient und auch entsprechend genossen.

Die Aussicht auf den Rhein und die vorbeifahrenden Boote entschädigt aber jegliche Strapazen. Ich habe doch bereits zum dritten mal den Berg erklommen und bin überzeugt, dass ich auch bei einem nächsten Besuch den Weg zu diesem Aussichtspunkt finden werde.

MS Sydney und Pfalz bei Rheinkilometer 544MS Sydney in St. GoarAusblick vom Loreley-Fels in Richtung St. GoarDie bis heute gefahrene Strecke habe ich zusammen mit Astrid bereits zum zweiten Mal genossen.Das letzte Jahr war ich auch auf dieser Route mit Freunden unterwegs und somit kenne ich einige Passagen recht gut. Erstaunlich ist aber, dass man immer wieder, egal wen ich gerade als Fotograf engagiere, die selben Objekte vor der Linse hat. Der einzige Unterschied ist jeweils das Wetter oder allenfalls ein Baukran oder -gerüst, welches von den vorjährigen Aufnahmen abweicht. So unterschiedlich sind also die Geschmäcker gar nicht :-).

Captain beim Frühstück in St. GoarAm Mittwoch hat Astrid in St. Goar beim Bäcker frische Brötchen geholt, welche wir anschliessend beim Frühstück auf unserer Flybridge genossen haben. Die Stimmung an diesem Morgen hat auf einen wunderbaren Tag gedeutet. Dem war aber nicht so. Die Fahrt nach Koblenz genossen wir bei regem Verkehr. Ein Hotelschiff jagte das Andere und auch einige Frachter haben uns begleitet. Es ist toll, wenn neben den wirklich einsamen Abschnitten auch etwas „Leben“ aufkommt.

Es war der letzte Tag unserer „Anreise“. Ab jetzt haben wir Ferien :-). Die langen Strecken von über 100 Kilometern pro Tag haben wir hinter uns und freuen uns auf die Mosel. Hier waren wir noch nie und wollen die Tage so richtig ohne Hektik geniessen.

Schleuseneinfahrt in dei Mosel bei KoblenzAber bereits beim Einfahren in die Mosel wurden wir etwas Besseren belehrt. Da unser Schiff die Breite der kleineren Selbstbedienungsschleuse übertrifft, waren wir gezwungen, die Grossschifffahrtsschleuse gebührenpflichtig zu benutzen. Dies ist nur in Begleitung eines Frachters kostenlos, ansonsten sind EUR 4.50 zu bezahlen. Und wie bereits angkündigt, genau in dem Moment als Astrid das Schiff in der Schleuse festmachen musste, entleerte sich über uns ein heftiges Gewitter. Nach einer Stunde Wartezeit konnten wir endlich einfahren und die Schleuse passieren.

Beim ersten Hafen legten wir an und warteten bei einem Kaffee bis das Gewitter vorbei war. Dann ging’s mit dem Bus in die Innenstadt von Koblenz, welche sicherlich ein Besuch wert ist. Bei Kaffee und Kuchen haben wir einen weiteren Regenguss vorbeiziehen lassen und sind durch viele der Altstadtgassen geschlendert. Wirklich eine tolle Stadt.

MS Sydney bekommt neue FenderDer Donnerstagmorgen hat jegliche Regengedanken von gestern vertrieben. Bei wolkenfreiem Himmel sind wir bereits um 8.15 Uhr losgefahren und waren von der Schönheit der Mosel und deren Umgebung begeistert. Zahlreiche Burgen und Schlösser, aber auch idyllische Dörfchen zieren die Gegend. Währen der Überfahrt nach Cochem, unserem nächsten Halt, habe ich bei den Fendern teilweise die Leinen ausgewechselt, während Asrid zwischen den Frachtern hindurch gezirkelt ist.

Nach rund 6 Stunden Fahrzeit mit 48 zurückgelegten Kilometern und zwei passierten Schleusen sind wir in Cochem eingetroffen und haben im Stadthafen einen verbotenen Platz bezogen. Hier dürfen nur Schiffe bis max. 10 Meter Länge festmachen. Egal, der Platz liegt zentral und hat vorallem eine Schutzmauer gegen den Schwell der vorbeifahrenden Schiffe.

Aussicht von der Reichsburg in CochemNach kurzem Apéro sind wir in die Stadtmitte losmarschiert, welche von unzähligen kleinen Läden, Boutiquen und Cafés übersäht ist. Wir sind alle Gassen, zum Teil mehrmals durchlaufen und konnten uns gar nicht satt sehen. Aber natürlich durfte auch ein Aufstieg auf die nahe gelegene Reichsburg mit grandioser Aussicht nicht fehlen. Kann mir eigentlich jemand sagen, warum die Aussichtspunkte immer „OBEN“ liegen müssen? :-).

Durch die bereits früh vorbeifahrenden Schiffe sind wir geweckt worden und auch bereits um 7.15 Uhr losgefahren. Das Wetter hat sich heute Freitag eher kühl und bedeckt gezeigt. Die durchfahrenen rund 55 Kilometer haben uns trotzdem sehr gut gefallen. Rebberge soweit man sehen kann. Unterwegs haben wir einen Helikopter beobachtet, welcher die Reben mit irgendwelchen (biologischen :-)) Mitteln bespritzt hat.

MS Sydney im Hafen von Traben TrarbachAlle drei Schleusen haben wir zusammen mit dem Hotelschiff Heinrich Heine passiert, welches wirklich nur noch auf jeder Seite 10 cm freien Platz zur Verfügung hatte. Kurz nach 15.00 Uhr sind wir im Hafen Traben-Trarbach angelangt und persönlich von der Frau Hafenmeisterin per Handschlag begrüsst worden. Auch die Anmeldung musste mit einem typischen Moselwein begossen werden. Danke Hanne Polch, auch dass wir die Fahrräder zum Einkauf in die nahe gelegene Stadt gebrauchen konnten.

Heute haben wir, weil ja schliesslich Samstag ist, etwas ausgeschlafen und sind nur 27 Kilometer gefahren. Leider hat es den ganzen Tag immer wieder leicht geregnet und erst gegen Abend, als wir bereits beim Nachtessen waren, ist die Sonne aufgetaucht. Trotz Regen musste ich am Morgen noch Trinkwasser auffüllen :-(. Bei der einzigen Schleuse mussten wir über 1,5 Stunden warten, weil enormer Verkehr von Berufs- und Fahrgastschiffen stattfand.

Blick von der Burgruine LandshutDie Stadt Kues, aber vorallem Bernkastel lädt absolut zum Verweilen ein. Hübsche Gassen mit unzähligen Weinstuben, kleine Cafés und Souvenirläden reihen sich aneinander. Den überall umschriebenen Aussichtspunkt auf der Ruine Landshut haben wir natürlich auch besucht. Logo – wir steigen ja auf jeden nur erdenklichen Hügel oder Turm. 🙂 Diesmal aber mit einem uralten, zum Touristenshuttle umgebauten Mercedes LKW. Alleine die Fahrt war ein Erlebnis und hat sich gelohnt.

Am Sonntag sind wir bereits um 5.30 Uhr aufgestanden und um 6.15 Uhr losgefahren. Die erste Stunde waren wir wohl alleine auf der Mosel unterwegs. Kein Schiff und nur ein paar Fischer, welche uns kritisch nachgeschaut haben.

MS Sydney in TrierUm ca. 15.00 Uhr sind wir nach 3 Schleusen und 67 Kilometern im Yachthafen von Trier angekommen. Der Hafen war gut besucht und wir konnten den letzten freien Platz ergattern. Vom Hafenmeister bekamen wir für unsere Stadtbesichtigung 2 Fahrräder aufgebrummt. In der Schweiz wären diese wohl nicht mehr zugelassen :-). Die 12 Kilometer Weg in die Stadt war eine ware Mutprobe, dafür hat uns die Stadt sehr gut gefallen. Auch haben wir im Stadtkeller sehr gut gegessen.

Da heute das Finalspiel der Euro 08 in Wien stattfand – Deutschland gegen Spanien – war der Hafen am Abend wie leergefegt. Alle waren im Clubhaus und haben Fernseher geschaut. Obwohl wir mehrmals auch dazu eingeladen worden sind, haben wir es vorgezogen, auf dem Schiff einen gemütlichen Abend zu geniessen. Der Hafenmeister hat nicht schlecht gestaunt, als ich ihn ernsthaft gefragt habe, wer denn heute spiele :-).

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