Woche 2 ¦ 30.06. – 06.07.2008

Heute Montag sind wir gemütlich und ohne Hast aufgestanden und haben bei schönstem Sonnenschein gefrühstückt. Scheint ja ein echt toller Tag zu werden, dachten wir uns.

MS Sydney bei Wasserbillig in LuxemburgLeider war dem nicht so. Es war ein Tag, den man am liebsten raschmöglichst wieder abhacken wollte. Angefangen hat’s bereits nach rund einer Stunde Fahrt vor der ersten Schleuse. Auf meinen Funkspruch bekam ich die knappe Antwort, dass wir warten müssen – Sportboote werden nicht alleine geschleust. Nach 1,5 Stunden kam dann endlich die Meldung, dass ein Frachter im Anmarsch sei. Der Schleusenwärter hat derart stark die volle Schleuse geleert, dass es uns, trotz grossen Fendern, an die Spundwand geknallt hat.

In der zweiten Schleuse hat dann der holländische Frachter vor uns derart mittels seiner Maschinen herum manövriert, dass wir nur mit grösster Mühe und wenig Mauerkontakt 🙁 an unseren Poller gelangt sind. So hat es sich abends wenigstens gelohnt, mit Pinsel und Farbe um die Sydney herumzulaufen :-). Noch besser ist es Astrid ergangen. Voller Arbeitseifer hat sie sich mit der Wäsche zur Waschmaschine im Hafen begeben und diese in Betrieb gesetzt. Leider war die Maschine in einem derart schlechten Zustand, dass jeder Programmteil von Hand ausgelöst werden musste. Nach rund 2 Stunden war die Maschine definitiv ausser Betrieb. Genau als der Schwingvorgang hätte einsetzen sollen. Wir haben die Wäsche von Hand ausgewunden und auf dem Schiff aufgehängt. Wir sind froh, dass dieser Tag ein Ende gefunden hat. Das wirklich einzig Erfreuliche an diesem Tag war, dass wir in einem Land waren, welches von uns bis dahin noch nie besucht worden war und dass wir im grössten und schönsten Yachthafen von Luxemburg gastiert haben. (Die haben ja auch nur einen :-)). Auch haben wir CHF -.55 / Liter billiger getankt als anfangs unserer Ferien in Breisach.

MS Sydney in SchengenGut geschlafen machten wir uns um 9.15 Uhr gemütlich auf den Weg. Hatten wir heute Dienstag nur gerade mal 33 Kilometer auf dem Plan. Doch schon bei der ersten Schleuse ging die Warterei wieder los. Für alle nicht „Schleuser“ muss noch erwähnt sein, dass die Mosel jeweils über nur eine Schleusenkammer pro Staustufe verfügt. (Viele kleine Sportbootsschleusen sind ausser Betrieb). Der Rhein hat jedoch immer 2 Kammern und diese erst noch in viel grösseren Dimensionen. Ein ortskundiger Schiffsführer hat uns jedoch erzählt, dass geplant sei, alle Schleusen der Mosel auf zwei Kammern auszubauen.

Nach drei mühsamen Schleusungen sind wir an unserem Tagesziel Thionville um ca. 15.00 Uhr eingetroffen. Noch während des Schleusenvorganges ist Astrid von Bord gegangen, um die in Frankreich notwendige Vignette zu kaufen und Ausschau nach einem geeigneten Hafenplatz für die Nacht zu halten. Hafenplatz – nur für Private – Anlegen auf der anderen Seite des Hafenbeckens an einem alten Frachter – dies ohne Strom und Wasser war die Antwort des Schleusenpersonals. Wir haben uns kurzerhand entschlossen, in unser nächstes Etappenziel, Metz zu fahren. Dort sind wir um 22.00 Uhr eingetroffen und haben einen tollen Hafenplatz im Stadthafen gefunden.

MS Sydney in Metzprächtiger Brunnen (im Hintergrund) in MetzSchleuse in MetzNach einem ausführlichen Frühstück mit frisch geholten Baguettes haben wir einen Faulenzer- und Bummeltag in Metz eingelegt. Wir wollen ja auch Ferien machen und nicht nur durch die Gegend schippern. Metz zeigte sich bei hochsommerlichem Wetter von der schönsten Seite. Die unzähligen Gassen und kulturellen Bauten, aber auch der Botanische Garten in der Hafennähe und die Strassencafés haben wir besucht. Es war ein wirklich toller Ferientag.

Lichtspiel in MetzUm den Abend so richtig ausklingen zu lassen, haben wir uns entschlossen, auswärts zu essen und anschliessend das Wasser-Lichtspiel im Botanischen Garten zu besuchen, welches wir am Vorabend nur aus der Ferne gesehen haben. Die Bestuhlung wurde gerade aufgestellt, als wir gekommen sind und die Proben voll im Gange waren. Auf einmal Panikstimmung: Das angekündigte Gewitter krachte innert Sekunden über uns los. Und was für ein Gewitter! In Akkordarbeit wurden die Stühle wieder in den bereitstehenden Lieferwagen eingeladen und das Lichtspiel fiel buchstäblich ins Wasser. Es krachte echt heftig mit Windböen und auch der Regen liess sich nicht lumpen.

Nach einer doch wieder kühleren Nacht sind wir bereits um 5.00 Uhr aufgestanden, haben die Sturmschäden beseitigt und sind um 6.00 Uhr losgefahren. Heute hiess es bereits der Mosel Adieu zu sagen und in den Rhein-Marne Kanal einzufahren.

Einsamer Genosse im NebelWir fuhren praktisch den ganzen Weg in leichtem Nieselregen, dies dafür in einer grandiosen Stimmung. Einerseits sind wir immer wieder von herrlichen Impressionen begleitet worden, andererseits waren wir vermutlich die einzigen auf dem Wasser. In alle sechs Schleusen konnten wir auf Anhieb einfahren und wurden immer alleine geschleust. So waren wir bereits um 14.00 Uhr an unserem Zielort Nancy angekommen und konnten den letzten freien Hafenplatz belegen. Scheinen einige Böötler die Stadtnähe dem Regen vorzuziehen.

Heute Freitag war (schon) wieder ein Ruhetag angesagt. Mit frischen Baguettes genossen wir das Frühstück und zogen anschliessend durch die Gassen von Nancy. Hier waren wir bereits im Jahre 2006, damals jedoch nur zur Übernachtung. Darum haben wir uns entschlossen, diesmal die Stadt und ihre wirklich eindrucksvollen Bauten zu besichtigen. Nach morgendlich eher kühlem Wetter ist nachmittags doch wieder der Sommer eingekehrt. Wir haben wie für Touristen üblich, eine Stadtrundfahrt mitgemacht und gingen anschliessend die wirklich tollen Orte nochmals in Ruhe besichtigen. Dazu gehörte auch die grüne Oase „Parc de la Pépinière“ mit den verschiedenen, zum Teil exotischen Baumarten. Dieser Park diente ursprünglich als Baumschule und wurde viel später in die heutige Anlage umgestaltet. Es hat für jeden etwas. Neben herrlichen gärtnerischen Kunstwerken sind auch Tiergehege, Sportplätze, Kinderspielplätze und Restaurants vorhanden. Was will man eigentlich mehr?

Strassencafé auf dem Platz Stanislas in NancyEchtzeituhr im Parc de la Pépinière in NancyFür diesen Mamutbaum (Séquoia) sind alle Arme zu kurzKurz vor Nancy haben wir von der VNF (Voies Navigables de France) eine Fernbedienung zur Bedienung der Schleusen erhalten. Diese haben wir auf der heutigen Fahrt erstmals gebraucht. Die Schleusen sind nicht mehr bedient und man muss diese selber auslösen.

Hinweistafel zur SchleusenbedienungKurz vor der Schleuse steht am Ufer eine Tafel, welche auf das Auslösen des Schleusenvorgangs mittels Fernbedienung hinweist. Kurz gedrückt zeigt die Signalisation der Schleuse den aktuellen Stand der Vorbereitung an. Bei den heute durchfahrenen 14 Schleusen mussten wir bei keiner länger als 5 Minuten warten, bis wir einfahren konnten. Innen angelangt, bestätigt man die Einfahrt mittels anheben der entsprechenden Stange und nach der Schliessung des Tors schiesst das Wasser ein und die Sydney wird nach oben gehoben. Ganz einfach, oder ? 🙂

Eigentlich wollten wir heute Samstag nur deren 11 Schleusen passieren und in Parroy unseren Nachthafen beziehen. Dieser war aber derart klein und es war gerade mal Mittag, sodass wir uns zur Weiterfahrt nach Lagarde entschlossen haben. Hier haben wir im Hafen eines Hausbootvermieters festgemacht. Erstaunlicherweise war der Hafen voller Mietboote, welche auf gut betuchte Mieter warten. Ist dieses Jahr etwa der Diesel zu teuer? Egal, dafür hat’s auf den Kanälen fast keinen Verkehr. Am Nachmittag sind wir kurz durch das Dörfchen geschlendert. Wir haben uns um Jahrzehnte zurückversetzt gefühlt. Dies bestätigt doch auch die angetroffenen Autos.

Schleuse No. 2 (Réchicourt)Nachdem Astrid am Sonntag die bereits bezahlten Baguettes abgeholt hat, in der Zwischenzeit habe ich Wasser aufgefüllt, haben wir gemütlich gefrühstückt und sind wieder gegen 8.30 Uhr losgefahren. Die erste Schleuse liegt unmittelbar beim Hafen von Lagarde und war bereits am Auslaufen. Die letzte Schleuse hat einen Hub von 15.40 Meter und wird wieder bedient. Hier mussten wir auch unsere Fernbedienung abgeben. Bereits diese Schleuse mussten wir zusammen mit 2 anderen Booten passieren, obwohl diese eigentlich nur mit Pollern für 2 Boote ausgelegt war.

Anschliessend sind wir noch rund 20 Kilometer bis nach Hesse gefahren. Dies bei immer stärker bewölktem Himmel und teilweise leichtem Regen. Hier haben wir wieder in einem Hafen eines Mietbootsbetriebes angelegt. Dieser Hafen war noch besser von den eigenen Booten besetzt als jener in Lagarde. Hat etwa die Nachfrage für solch gemütliche Ferien bereits abgenommen? Bei unserer nachmittaglichen Dorfbesichtigung – der Bäcker ist in den Ferien und das kleine Restaurant macht nur abends auf – sind wir von einem heftigen Regenschauer überrascht worden.

 

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